Sammlungsgeschichte
Das wissenschaftliche Material beinhaltet bedeutendes historisches Material, unter anderem von den Gazelle- und Challenger-Expeditionen sowie Material aus der Sammlung Godeffroy, Ehlers sowie Pfeffer. Das Material kommt aus allen Ozeanen und von allen Kontinenten. Die biogeographischen Schwerpunkte liegen unter anderem in den Südkontinenten vor dem Hintergrund der Plattentektonik- und Vikarianzforschung (beispielsweise dem Gondwana-Zerfall).
Prof. Dr. Johann Georg Pfeffer, Malakologe und Crustaceologe, arbeitete als erster Kurator (1879) in der wissenschaftlichen Sammlung und wurde 1900 durch Dr. Otto Steinhaus verstärkt, welcher sehr bald an die Kriegsfolgen des ersten Weltkrieges verstarb. Sein Amt wurde 1920 dann von Dr. Albert Panning übernommen (1920-1957). Sein Spezialgebiet waren zwar Seegurken (Holothurien), aber er hat auch mit Krebsen, speziell der chinesischen Wollhandkrabbe Eriocheir sinensis, gearbeitet. Prof. Dr. Gerhard Hartmann (1961-1994) arbeitete mit Schwerpunkt auf Muschelkrebsen (Ostracoda) und untersuchte ebenfalls vor allem deren biogeographische Beziehungen der Südkontinente. Durch seine Expeditionen vergrößerte er die wissenschaftliche Sammlung um etwa ein Drittel. Prof. Hartmann mehrte die ehemals als „Wirbellose II“ bezeichnete Sammlung maßgeblich durch seine Sammeltätigkeit, die auf Expeditionen zurückgeht, beispielsweise nach Spitzbergen oder mit dem Forschungsschiff "Polarstern" in die Antarktis. Von 1995 bis 2017 war Frau Prof. Dr. Angelika Brandt die Leiterin der Abteilung Wirbellose II und ergänzte die Forschungstätigkeiten ihrer Vorgänger durch ihre zahlreichen Expeditionen in die Tiefsee sowie die Antarktis. Im April 2017 übernahm Dr. Martin Schwentner die Leitung der Abteilung Wirbellose II von Prof. Brandt.
Seit 2020 wird die Sammlung von Dr. Nancy Mercado Salas kuratiert. Einen besonderen Forschungsschwerpunkt legt sie hierbei auf die Systematik und Phylogeny der Ruderfußkrebse (Copepoda). Dabei werden morphologische und molekulare Techniken vereint.
Von besonderem Forschungsinteresse sind Arten aus bislang wenig erforschten und extremen Lebensräumen, wie Phytotelmata (in Landpflanzen gebildeten Wasserreservoirs), anchialinen Systemen (Wasserkörper mit Meeresursprung, die teilweise vom Ozean isoliert sind), sowie Tiefsee- Meiobenthos. Die Anwendung von Next-Generation-Sequencing-Technologien, beispielsweise Metabarcoding als Monitoring-Methode zur Analyse des Biodiversitätswandels, sowie der Einsatz der konfokalen Laser-Scanning-Mikroskopie und weiterer neuer Techniken zur Beschleunigung der Artbeschreibungen runden das Forschungsprofil der Kuratorin ab.
Die Sammlung wird für mehrere aktuelle Forschungsprojekte genutzt, wie Arbeiten mit Fokus auf die aus den IceAGE Expeditionen in den Nordatlantik stammenden Amphipoden, Cumaceen und Copepoden. Ein weiteres Beispiel ist die Analyse planktonischer and Meiofauna Artengemeinschaften aus polymetallischen Tiefsee-Lagerstätten in der Clarion-Clipperton-Bruchzone im Zentralpazifik.