Ornithologische Sammlung
Die Ornithologische Sammlung verwaltet ca. 71.000 Exemplare von ca. 3.500 Vogelarten. Größter Bestandsteil hiervon ist die Balgsammlung mit ca. 30.000 Exemplaren, hinzukommen ca. 4.000 Skelette, 2.000 Alkoholpräparate, 15.000 Eier und 20.000 Federbelege. Zu der Sammlung gehört auch umfangreiches historisches Material, unter anderem Exemplare der ornithologischen Sammlung des Museum Godeffroy aus dem 19. Jahrhundert, welche aus dem Südpazifik stammen. Weitere geographische Schwerpunkte insgesamt sind: Ost Afrika, Angola, Sao Tomé, Indien, Philippinen, Neu Guinea, Bismarck Archipel, Australien, Peru, Ecuador, Guatemala, China, Ferner Osten Russlands, sowie Federn von Vögeln der West Paläarktis.
Sammlungsanwuchs ab den 1950er-Jahren
Im Krieg erlitt die Sammlung substantielle Verluste. Die alten Kataloge gingen verloren. Nach dem Krieg wurde die Sammlung bis 1967 um ca. 9.000 Stücke aufgestockt. Darin enthalten ist Material aus den Hamburger Angola- und Indien-Expeditionen (1952-1954 bzw. 1955-1958), zudem auch die umfangreichen Sammlungen Gomez (Ecuador 1957; 1.700 St.), Oelckers (Weltweit 1958; 2.400 St.) und Zeidler (Weltweit 1962; 1.600 St.). Außerdem übernahm die Sammlung eine Reihe kleiner, aber dennoch bedeutender Schenkungen (H.-W. und M. Koepcke, W. Trense, K. Weiß, P. Wyrwich, K. Leonhardt) sowie eine größere Zahl von Bälgen und Schaupräparaten aus dem Altonaer Museum bis in die frühen 80er Jahre. In den 90er Jahren wuchs die Sammlung noch einmal um etwa 20.000 Federbelege aus den Sammlungen von G.-M. Heinze und G. Hartmann.
Als Sammler und Kollektionen können darüber hinaus genannt werden:
F. Dörries, G.A. Fischer, G. Heidemann, D. von Holst, H. Kelm, G.A. von Maydell, Amalie Dietrich, A. Garrett, E. Gräffe, Capt. Heinsohn, F. Hübner, T. Kleinschmidt, J.S. Kubary, A. Tetens, H. Möschler, D.S. Rabor, Prof. Rockstroh, H. Schubotz, A. Schultze, W. Schulz, G. Siemssen.
Umfangreicher Diversitätsanteil der Vogelfauna
Obwohl im Gesamtumfang keine außerordentlich große Kollektion, stellt die hamburgische ornithologische Sammlung mit 3.500 Arten einen relativ umfangreichen Diversitätsanteil der weltweiten Vogelfauna (ca. 10.000 Arten) dar. Bemerkenswert ist außerdem die große, Europa umfassende Sammlung der Elster (Pica pica) mit ca. 2.000 Exemplaren (Kelm coll.), welche die intraspezifische Variabilität dieser Art besonders ausführlich dokumentiert. Es existieren ferner größere Bestände von Columbidae (Tauben) und Trochilidae (Kolibris). Davon abgesehen ist keine systematische Gruppe auffällig dominant.
Daten zur Geschichte sowie öffentliche und wissenschaftliche Nutzung
Die Sammlung beherbergt Individuen ausgestorbener Arten mit bedeutendem historischem Kontext. Die Ausrottung der Wandertaube und Karolina-Sittiche in Nordamerika, des Prachtmochos in Hawaii und der Huias in Neuseeland steht in direkten Zusammenhang mit der rasch wachsenden Bevölkerung und weithin unausgewogener Nutzung von Naturressourcen in den vom Menschen noch nicht stark beeinträchtigte Ökosystemen der post-kolonialen Zeit.
Der letzte gedruckte Typenkatalog ist von 1898. Bereits damals umfasste die Sammlung Typus-Exemplare von 100 Arten. Aktuell findet ein Projekt statt mit dem Ziel, den Gesamtbestand des Typen-Materials in der Sammlung bis heute zu erfassen und als Veröffentlichung für Wissenschaft und die interessierte Öffentlichkeit online zugänglich zu machen.
Zudem ist die ornithologische Sammlung häufige Anlaufstelle für Totfunde von Vögeln aus Hamburg und dem Umland. Die Funde werden von der Bevölkerung oder Naturschutzorganisationen überbracht. Voraussetzung für die Aufnahme neuer Exemplare in die Sammlung ist die Dokumentation des Fundorts und Funddatums, Sammler*in und ggf. weitere Sammeldaten als Sammlungsgrundlage für die Nutzung für wissenschaftliche Zwecke. Gelegentlich kommen tropische Vögel aus Tierparks in die Sammlung.
Anfragen von externen Institutionen zur Nutzung der ornithologischen Sammlung erbitten dank fortschreitender Technik der DNA-Sequenzierung seit einigen Jahren vermehrt die Gewebenutzung für molekulargenetische Untersuchungen. Aber auch weiterhin sind Daten zu Verbreitung, Geschichte und Morphologie gefragt.
Das Sammlungsmaterial wird im Grundsatz katalogisiert. Eine Datenbankrecherche ist seit Beginn der Entwicklung 1994 teilweise möglich und wurde seit 2005 mit Anpassung an den „Darwin Core“ weiter verbessert.
Verwalter und Kustoden der Ornithologischen Abteilung:
- Georg Christoph Gottlieb Thorey (1843- 1846)
- Dr. med. Barthold Gaedechens (1846-1855)
- Dr. med Moses Paul Friedrich Phillipp Schmidt (1855-1861)
- Dr. Herrmann Adolf Ruete (1861-1867, auch Säugetiere) katalogisierte die vorhandene Sammlung
- Dr. Carl Herrman Dorner (1868-1875)
- Dr. Heinrich Bolau (1875-1882)
- Dr. Georg Pfeffer
- Dr. Nicolaus Peters sen. (1928-1949) war auch für Säugetiere zuständig
- Dr. Werner Ladiges (1936-1939) behelfsmäßig zuständig
- Prof. Anton Reichenow verwaltete die Ornithologie ehrenamtlich bis 1941
- Prof. Wilhelm Meise übernahm nach dem Krieg von 1956-1971 die Abteilung
- Dr. Heinrich Hoerschelmann war von 1971-1997 Kustos (ohne Lehrverpflichtung)
- Prof. Dr. Alexander Haas war von 2003 bis 2019 Leiter der Abteilung
- Dr. Dieter Thomas Tietze war von 2019 bis 2021 Leiter der Abteilung
Die Sammlung in Zahlen
Die Kennzahlen zu den Sammlungen des LIB werden regelmäßig erfasst und ausgewertet. Neben Zahlen zu den Objektarten und Mengen, werden auch Zahlen über Sammlungszuwächse, Digitalisierungsstand und Nutzergruppen der Sammlungen zusammengetragen. [ PDF ]