Mammalogische Sammlung
Die Säugetiersammlung ist eine der bedeutendsten Sammlungen ihrer Art in Deutschland (10.000 Zähleinheiten Skelettmaterial, 5.000 Zähleinheiten Alkoholmaterial überwiegend großer Säugetiere) dazu kommen eine sehr umfassende Sammlung von Fellen sowie Organ- und Embryonensammlungen. Von großer Bedeutung ist die Sammlung von Gehirnen. Insgesamt beherbergt die Säugetiersammlung mehr als 17.000 Individuen. Das Skelett- und Fellmaterial (etwa 13.000 Zähleinheiten) wurde durchweg erst nach der Zerstörung des alten Museums im 2. Weltkrieg gesammelt und ist daher von Anfang an nach modernen Methoden konserviert und archiviert worden. Besonders wichtig sind die umfangreichen Daten, die der Methodik der Nachkriegszeit entsprechend mit diesem Material verfügbar sind. Die Alkoholsammlung umfasst neben einigem neuerem auch altes Material, das während des Krieges ausgelagert war.
Schwerpunkte der Sammlung sind die Cetartiodactyla (insbesondere Hornträger und Wale), Unpaarhufer, Primaten (1.552 Zähleinheiten), Raubtiere, Meeressäuger und Fledermäuse (1.240 Zähleinheiten). Es sind aber auch alle anderen Gruppen der Säugetiere vertreten. Durch ihren Schwerpunkt auf überwiegend großen Säugetieren, die nicht nur durch Schädel, sondern häufig auch durch vollständige Skelette repräsentiert sind, unterscheidet sich die Sammlung deutlich von anderen Säugetiersammlungen. Da insbesondere größere Säugetiere heute fast nirgends mehr im Lebensraum „gesammelt“ werden können, gehören die Hamburger Stücke zu den größten musealen und wissenschaftlichen Kostbarkeiten, die weltweit nicht wieder beschaffbar sind. Hervorzuheben ist hier das vorzügliche Gorilla- und Schimpansenmaterial, indische Languren, Nashörner, Wildequiden (einschließlich einer umfangreichen Zebrasammlung) und afrikanische Antilopen (2.559 Zähleinheiten). Letztere bilden durch die überragende Qualität des Materials einen weltweit überaus bedeutsamen Sammlungsschwerpunkt. Erstklassiges Fundortmaterial aus dem natürlichen Lebensraum stammt in der Säugetierabteilung, außer aus zahlreichen Einzelaufsammlungen der ehemaligen Kuratorin Frau Dr. Mohr, aus den mehrjährigen Indien- und Angolaexpeditionen, aus den Forschungsreisen des Kurators Dr. Manfred Röhrs, aus den Forschungsreisen der Hamburger Wissenschaftlerin Dr. Henriette Oboussier (ihre Bovidenserien mit vollständigen Skeletten, Organen und Fellen sowie umfangreichen Daten sind weltbekannt und einzigartig) und der Sammlungstätigkeit von Prof. Dr. Harald Schliemann in Ostafrika.
Es seien neben der weltweit bekannten Dr. Erna Mohr auch Prof. Dr. Berthold Klatt genannt, die beide für die deutsche und Hamburger Säugetierkunde bedeutendes geleistet haben.
Aufgrund der hohen Qualität des Materials wird die Sammlung Säugetiere vergleichsweise häufig von Gastforschern aus aller Welt besucht (23 Gastforscher zwischen 2006 und 2007). Artübergreifende Studien vor allem an Hornträgern, Primaten und Fledermäusen lassen sich Dank der einzigartigen geschlossenen Komplexe aus dem Lebensraum alleine in der Hamburger Sammlung durchführen und üben daher eine große Attraktivität auf Gastforscher aus. Hinzu kommt die fast vollständige digitale Erfassung der Sammlung Säugetiere, die in den letzten Jahren intensiv vorangetrieben wurde und die als Datenbank auf einem Server des Universitätsrechenzentrums recherchiert werden kann. Nächstes Ziel ist die Integration in internationale Metadatenbanken. Damit ist diese Sammlung eine der am besten erschlossenen ihrer Art.
Das Sammlungsmaterial bildet heute zunehmend eine wichtige Säule in internationalen Forschungsprojekten, vor allem an der Schnittstelle zwischen Zoologie und Paläozoologie. Aktuelle Kooperationsverträge u. A. mit den Universitäten von Barcelona, Washington, Albany (New York), Zürich und Bonn basieren ganz wesentlich auf dem Hamburgischer Huftiermaterial, das aufgrund der hervorragenden Qualität als rezente Datenbasis für paläoökologische Modellierungsansätze eingesetzt werden kann. Die Säugetiersammlung spielt daher in der kürzlich bewilligten DFG-Forschergruppe 771 „Funktion und Leistungssteigerung in den Bezahnungen der Säugetiere - phylogenetische und ontogenetische Einflüsse auf den Kauapparat“ und anderen nationalen und internationalen Forschungsvorhaben eine tragende Rolle.
Die Sammlung in Zahlen
Die Kennzahlen zu den Sammlungen des LIB werden regelmäßig erfasst und ausgewertet. Neben Zahlen zu den Objektarten und Mengen, werden auch Zahlen über Sammlungszuwächse, Digitalisierungsstand und Nutzergruppen der Sammlungen zusammengetragen. [ PDF ]