Hintergründe zur Sonderausstellung
Indianer – Verlorene Welten
Botanischer Garten und Zoologisches Museum
24. Juni 2018 bis 30. September 2018
Winnetou kennt jeder – doch wie haben die Indianer Nordamerikas wirklich gelebt? Wie haben sie als Jäger und Sammler die Tier- und Pflanzenwelt genutzt und zugleich verändert? Ein zweiteiliges Ausstellungs- und Eventprojekt des Botanischen Gartens und des Centrums für Naturkunde (CeNak) der Universität Hamburg hinterfragt gängige Klischees. Die Spurensuche beginnt mit der Besiedlung Nordamerikas, führt tief ins Alltagsleben hinein, macht einen Abstecher zu den Forschungsreisen im 18. und 19. Jahrhundert und endet mit der Kolonisierung durch die weißen Siedler. Ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm ergänzt die Ausstellungen vom 24. Juni bis 30. September.
Die US-Forschungsreisenden Meriwether Lewis und William Clark sowie der deutsche Naturforscher Prinz Maximilian zu Wied-Neuwied dokumentierten auf ihren Expeditionen Anfang des 19. Jahrhunderts das Leben der indianischen Bevölkerung in vielfältiger Weise. Ihre Reisen, ihre Begegnungen und Beobachtungen, aber auch die Folgen ihrer Erkundungen bilden den Kern der Ausstellungen im Botanischen Garten und im Zoologischen Museum. Die mehreren hundert Tier- und Pflanzenarten, die sie sammelten, belegen noch heute die damalige Flora und Fauna Nordamerikas.
Mehr als 100 dieser Pflanzen aus verschiedenen Teilen Nordamerikas können Besucherinnen und Besucher im Loki-Schmidt-Garten während der Ausstellung auf einem 800 Meter langen Outdoor-Indianerpflanzen-Pfad entdecken. Auf dieser Erkundungstour erfahren sie auch, wie diese Pflanzen als Nahrung, Medizin, Baustoff und für rituelle Zwecke genutzt und verarbeitet wurden. Im Gewächshaus des Botanischen Gartens zeigen dann 20 Themenstationen originale Objekte und Repliken aus dem Alltagsleben der sesshaften, Ackerbau und Handel betreibenden Mandan- und Hidatsa-Stämme. Außerdem werden großformatige Modelle wie eine traditionelle Schwitzhütte und ein Erdhaus zu sehen sein.
Auf die Tiere Nordamerikas, auf Bison, Adler, Braunbär und Biber, aber auch auf die Veränderung der Artenvielfalt im Zuge von Besiedlung und Kolonialisierung konzentriert sich die Ausstellung im Zoologischen Museum. Verschiedene Stationen illustrieren die Beziehungen zwischen Indianern und den Tieren ihres Alltags. An ausgewählten Objekten wird reflektiert, wie Indianer in, von und mit der Natur gelebt haben, Tiere als Schmuck, Nahrungsmittel und für rituelle Handlungen genutzt, sie aber auch als Vermittler zur geistigen Welt geachtet haben.
Bisons waren für die Ureinwohner Nordamerikas als Lieferant von Fleisch, Leder und Fell von zentraler Bedeutung. In der Ausstellung steht der Bison einerseits für das Leben der Indianer und symbolisiert als Opfer exzessiver Bejagung durch die weißen Siedler zugleich auch die Zerstörung ihres Lebensraumes und ihrer Kultur.
Viele Themen und Forschungsfragen werden in Vorträgen, Lesungen und Workshops aufgegriffen. Für Kinder und Familien gibt es außerdem ein umfangreiches Mitmach- und Erkundungsprogramm.
Weitere Informationen:
- Veranstaltungsprogramm Botanischer Garten: www.bghamburg.de
- Interview von Matthias Glaubrecht: Der Indianer als Prophet der Nachhaltigkeit – ein Mythos?
- Interview von Carsten Schirarend: Büffelgras, Indianernessel und Zaubernuss – die Pflanzenwelt der Ureinwohner Nordamerikas