Schatz des Monats: Stachelige Spinnen-Pracht aus Ecuador
23. November 2020
Foto: UHH/CeNak, Duperré
Unser Schatz des Monats November Micrathena vigorsi aus der Arachnologischen Sammlung des CeNak.
Haarige, lange Beine an einem hell gemusterten Körper mit spitzen Stacheln. Unser Schatz des Monats November sieht nicht nur einzigartig aus, er ist auch Teil eines besonderen Projektes. Micrathena vigorsi ist eine überaus attraktive Webspinne und wurde zusammen mit mehr als 15 weiteren Spinnenarten im Amazonasgebiet Ecuadors gesammelt. Sie ist das einzige Exemplar ihrer Art in der Arachnologischen Sammlung des CeNak. Im Rahmen des internationalen Projektes „BIO-GEEC“ (GERMAN-ECUADORIAN BIODIVERSITY CONSORTIUM) arbeiten Forschende derzeit daran, organismische Gruppen, wie Spinnen, morphologisch und molekular zu identifizieren und charakterisieren – ein Beitrag zum Schutz der Biodiversität in Ecuador.
Micrathena vigorsi
Unser Schatz des Monats November ist auf dem amerikanischen Kontinent endemisch, kommt also ausschließlich dort vor. Micrathena vigorsi gehört zur Familie der Webspinnen (Familie Araneidae) und baut anders als andere Spinnenarten kein flächiges Netz aus dünnen Fäden, sondern nutzt zudem auch noch klebrige Spiralfangseide um ihre Beute zu fangen. Mit etwa 119 Arten ist die Micrathena bereits sehr artenreich - und es werden noch immer neue Arten entdeckt.
Große Weibchen, kleine Männchen
Die Weibchen unterscheiden sich nicht nur optisch von ihren männlichen Artgenossen. Sie sind deutlich größer und haben zudem spitze Stacheln am Bauch, mit denen sie auch zukneifen können. Menschen können die Stacheln zwar nichts anhaben, sie schützen die Spinne jedoch vor Fressfeinden wie Vögeln. Als Raubtier spielen die Weibchen außerdem eine wichtige Rolle im Ökosystem Wald: Mit ihren Netzen fangen sie zahlreiche Insekten. Die männlichen Exemplare sind deutlich kleiner und unscheinbarer und somit gar nicht so einfach zu finden.
BIO-GEEC
Micrathena vigorsi wurde im Rahmen des multidisziplinären Projektes BIO-GEEC gesammelt. Bei dem Forschungsprojekt BIO-GEEC arbeiten drei verschiedene deutsche Institute, darunter das CeNak, mit vier Universitäten in Ecuador eng zusammen. Ziel des Projektes ist der Aufbau einer Infrastruktur und eines internationalen Wissenschaftsnetzwerkes zur Erforschung der Biodiversität in Ecuador. Finanziert durch den „Deutschen Akademischen Austausch Dienst“ (DAAD) und die „Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit” (GIZ) in enger Zusammenarbeit mit dem ecuadorianischen „Instituto Nacional de Biodiversidad” (INABIO), sammeln und identifizieren Forschende DNA-Barcodes von Spinnentieren aus der Amazonasregion in Ecuador. Mit Hilfe von DNA-Barcodes und Methoden der morphologischen Identifizierung legen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine Datenbank der wichtigsten Arten an, die von Forschenden, Studierenden und Mitarbeitenden in Naturschutzgebieten Ecuadors für angewandte Projekte genutzt werden kann.
Biodiversitäts-Hotspot Ecuador
Ecuador ist Teil eines globalen Biodiversitäts-Hotspots und bekannt durch seine Vielzahl an endemischen Arten. Jedoch ist auch die Biodiversität durch die Zerstörung der Lebensräume gefährdet. Da erst ein Bruchteil der Flora und Fauna bekannt ist, kann momentan nicht nachvollzogen werden, welche Spinnenarten beispielsweise durch die zunehmende Umweltzerstörung verschwinden. Mit der molekularen und morphologischen Erfassung der Spinnentiere wollen Forschende am CeNak und in Ecuador einen Beitrag zum Naturschutz leisten, jedoch auch die Grundlagen für praktische Forschungen, wie beispielsweise die Analyse von Spinnentier-Giften, schaffen. Die in den Sammlungen hinterlegten Exemplare dienen als Referenz für die Neufunde. Darüber hinaus werden DNA-Sequenzen und Fotos der Tiere über eine neue Barcode-Datenbank und eine Web-App zu Verfügung gestellt.
Kontakt
Nadine Duperré
Abt. Arachnologie
Centrum für Naturkunde
Universität Hamburg
Tel.: +49 40 42 838-2599
E-Mail: Nadine.Duperre"AT"uni-hamburg.de