Meteoritensammlung
Durch eigene Suchexpeditionen und wissenschaftliche Arbeiten an Meteoriten konnte die Meteoritensammlung in den letzten Jahren einen großen Zuwachs verzeichnen.
Die Anfänge der Meteoritensammlung des Museum der Natur Hamburg - Mineralogie gehen auf das Jahr 1863 zurück. Damals besaß das Naturhistorische Museum Hamburg nur einen Meteoriten und zwar den 1724 gefundenen "Siderophyr" von Steinbach (Rittersgrün), Sachsen.
Nach dem Ausscheiden des ersten Kustoden der Mineralogischen Abteilung des Museums, O. Mügge, im Jahre 1887 waren bereits 42 verschiedene Meteorite in der Sammlung vertreten. Eine starke Erweiterung des Meteoritenbestandes erfolgte während der Tätigkeit von C.C. Gottsche bis zum Jahre 1909. Unter seiner Leitung wuchs die Meteoritensammlung durch Tausch, Kauf und Geschenke auf 139 Fundorte an.
In diese Periode fällt auch die Anschaffung dreier großer "Meteoreisenblöcke" von 424, 340 und 255 Kilogramm Gewicht aus der Nähe von Gibeon im südlichen Namibia (ehemals Deutsch-Südwestafrika). Sie wurden mit Hilfe der Jenisch-Stiftung und namhafter Unterstützung einer Anzahl von Gönnern des Museums im Jahre 1905 erworben. Während die zwei kleineren Blöcke anschließend in Scheiben geschnitten
und zum Tausch genutzt wurden, blieb der 424 Kilogramm-Block als größter deutscher Museumsmeteorit erhalten. Er ist heute mit einer umfangreichen Auswahl weiterer Meteorite in der Sammlung des Museum der Natur Hamburg - Mineralogie ausgestellt.
Die Sammlung beinhaltet auch Eigenfunde vom Meteoriten. Beispiele für Eigenfunde sind ein seltener Enstatit-Chondrit der Klasse EL 4-5 sowie polymikter Eukrit. Grein 002, der Enstatit-Chondrit der Klasse EL 4-5 ist ein 609 Gramm schwerer Steinmeteorit, der am 3. März 1997 während einer gemeinsamen Expedition des Magazins GEO, des Max-Planck-Instituts für Chemie, Mainz und des Museum der Natur Hamburg - Mineralogie entdeckt wurde. Sein Fundort liegt in der Ténéré du Tafassâsset einem Teil der zentralen Sahara im Nordosten der Republik Niger (Schnittfläche 4.5 x 5 cm; Foto K.-C. Lyncker). Dar al Gani 983, ein polymikter Eukrit ist ein 933 Gramm schwerer Meteorit, der im März 2002 während einer deutsch-libyschen Forschungsexpedition im Süden des Dar al Gani-Fundfeldes (Zentrallibyen) entdeckt wurde. Es handelt sich um eine stark geschockte, maskelynitreiche basaltische Brekzie, der eine Herkunft vom Asteroiden Vesta zuordnet werden kann.
Durch eine Spende der Irene und Friedrich Vorwerk-Stiftung in Tostedt, war der Erwerb eines neuen wertvollen Meteoriten für die Sammlung der Universität Hamburg möglich. Bei diesem Meteoriten handelt es sich um den 9,6 Gramm schweren Marsmeteoriten NAKHLA - ein 1,3 Milliarden Jahre altes Fragment der Marsoberfläche, welches durch einen dortigen großen Meteoriteneinschlag in den Weltraum geschleudert wurde und nach einem rund 11 Millionen Jahre andauernden Aufenthalt im All schließlich, am 28. Juni 1911, mit der Erde zusammenstieß. Für den menschlichen Beobachter offenbarte sich dieser Zusammenstoß als Meteoritenfall, der sich beim Dorf El Nakhla el Baharia nahe Alexandria, Ägypten, ereignet hat. Der Meteorit besteht aus einem magmatischen Gestein, das sich aus Klinopyroxen (Augit), Olivin sowie Plagioklas zusammensetzt und als Klinopyroxenit bezeichnet wird.
Seit 1988 leitet Prof. Dr. Jochen Schlüter das Museum der Natur Hamburg - Mineralogie. In dieser Zeit hat sich der Bestand an Meteoriten durch Eigenfunde, Tausch und Ankauf von 258 verschiedenen Meteoriten (von 151 Funden und Fällen) auf 955 Meteoriten (von 729 Funden und Fällen) erhöht. Alle Meteoriten des Museums sind über das Sammlungsportal FUNDus! der Universität Hamburg online zugänglich und recherchierbar (https://fundus.uni-hamburg.de/collections/meteorites).