Goldfund aus Sylt bald im Mineralogischen Museum HamburgProf. Schlüter identifiziert Herkunft aus Norwegen
6. April 2017
Foto: Torsten Weise
Ein Goldfund auf Sylt. Kann das sein? Fünf Jahre akribischer wissenschaftlicher Arbeit liegen hinter Prof. Dr. Jochen Schlüter, dem Leiter des Mineralogischen Museums Hamburg. Erst jetzt bestätigt er: „Die Eiszeiten trugen den fingernagelgroßen, goldglänzenden Stein von Südnorwegen ...
Ein Goldfund auf Sylt. Kann das sein? Fünf Jahre akribischer wissenschaftlicher Arbeit liegen hinter Prof. Dr. Jochen Schlüter, dem Leiter des Mineralogischen Museums Hamburg. Erst jetzt bestätigt er: „Die Eiszeiten trugen den fingernagelgroßen, goldglänzenden Stein von Südnorwegen auf das Sylter Kliff.“ Dort wurde er vor fünf Jahren von einem Spaziergänger auf einem Weg gefunden. Ab dem 22. April wird der Schatz im Mineralogischen Museum des Centrums für Naturkunde ausgestellt.
„Ich war zunächst sehr skeptisch“, erinnert sich Professor Jochen Schlüter. „Doch als ich das Fundstück sah, war ich mir sicher, dass es sich um Gold handelt.“ Doch wie sollte dieser Fund nach Sylt gelangt sein? Und woher kommt er ursprünglich?
Das Gold steckte in eiszeitlichen Ablagerungen auf Sylt. Deshalb beriet sich Jochen Schlüter mit Experten, um die Herkunft der Gletscher zu erfahren, die Sylt erreicht hatten. Und er nahm das Gold chemisch unter die Lupe. Dabei stellte er fest: Es war kein reines Gold, sondern eine natürliche Mischung von Gold und Silber, die Elektrum genannt wird.
Eine Vielzahl von Referenzproben aus einer Region in Südskandinavien brachten die Erkenntnis, dass die chemische Zusammensetzung des Elektrums am ehestens einem Edelmetall entsprach, das in der berühmten Silbermine nahe Kongsberg in Norwegen gewonnen wurde.
Um diesen Befund zu untermauern, bat Schlüter Dr. Raúl Fonseca von der Uni Bonn, die Spurenelemente in den Proben zu analysieren. Sie bieten exakte Anhaltspunkte für den Herkunftsort. Und tatsächlich: Die chemischen Merkmale des Goldfundes stimmen nahezu vollständig mit dem Edelmetall überein, das in Kongsberg gefördert wurde.
Letzte Gewissheit brachte aber erst vier Jahre nach der Entdeckung das Ergebnis weiterer Analysen zum Verhältnis der Bleiisotope in den Proben von Dr. Stephan Schuth vom Institut für Mineralogie der Universität Hannover:
Die erste Eiszeit transportierte also das Gold von Norwegen an den nördlichen Rand der norddeutschen Tiefebene. Die Gletscher der zweiten Eiszeit nahmen auf ihrer „Reise“ von Schweden in die norddeutsche Tiefebene das Gold mit nach Sylt und lagerten es dort mit viel Geröll ab.
Schlüter: „Das Gold brauchte grob geschätzt 145 000 Jahre, um von Kongsberg nach Sylt zu gelangen und dort lag es etwa weitere 215 000 Jahre, bevor es entdeckt wurde. Auch für uns Experten ist diese Geschichte etwas sehr Besonderes.“
Prof. Dr. Schlüter wird im Rahmen der Langen Nacht der Museen am 22. April um 19.30 Uhr im Mineralogischen Museum einen Vortrag zum Thema halten.
Für Rückfragen:
Prof. Dr. Jochen Schlüter
Centrum für Naturkunde (CeNak)
Mineralogisches Museum Hamburg
Email: Jochen.Schlueter"AT"uni-hamburg.de