Welche Auswirkung hat der Klimawandel auf Bartenwale in der Antarktis?CeNak-Wissenschaftlerin Helena Herr geht auf Expedition
9. Februar 2018
Foto: ITAW
Auf ihrer Forschungsreise in die Antarktis beobachtet CeNak-Wissenschaftlerin Helena Herr Buckelwale vom Hubschrauber aus.
Höhenangst darf Dr. Helena Herr auf ihren Expeditionen nicht haben. Wenn sie im März und April mit dem Forschungsschiff „Polarstern“ sieben Wochen lang durch die Antarktis kreuzt, ist ihr Arbeitsplatz meist hoch in der Luft. Für das Forschungsprojekt „Vergleichende Untersuchungen von Bartenwal- und Krillverteilungsmustern in der Antarktis“ beobachtet die CeNak-Wissenschaftlerin die großen Meeressäuger vom Hubschrauber aus. Sie will herausfinden, welchen Einfluss die starken klimatischen Veränderungen im Bereich der westantarktischen Halbinsel auf das Ökosystem und die Lebensgrundlage von Bartenwalen haben.
Während Helena Herr sich vom Hubschrauber aus einen Überblick über Anzahl, räumliche Verteilung und Verhaltensmuster verschiedener Bartenwale verschafft, erfasst Expeditionsleiterin Prof. Dr. Bettina Meyer vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtzzentrum für Polar- und Meeresforschung, die Verteilung von Krill. Krill ist die Hauptnahrung aller Bartenwale, die jeden Südsommer zur Nahrungsaufnahme in die Antarktis kommen. Zusammen wollen die Biologinnen mehr darüber erfahren, inwieweit Krillmassen und ihre Verteilung das Vorkommen von Bartenwalen beeinflussen. Die Ergebnisse lassen neue Erkenntnisse zur Räuber-Beute-Beziehung erwarten. Genutzt werden können die Informationen für den Schutz der Wale sowie für das Management der Krillfischerei in der Antarktis.
Im Rahmen des kommerziellen Walfangs des 20. Jahrhunderts wurden im Südpolarmeer über zwei Millionen Wale getötet. Die meisten Bestände haben sich bis heute nicht erholt. „Wir wissen nur wenig über den Populationsstatus und die Ökologie der Wale in der Antarktis“, erklärt Helena Herr. „Die Kenntnis ökologischer Beziehungen und Zusammenhänge sowie deren Entwicklung ist die Grundlage, um klimabedingte Veränderungen im Ökosystem Antarktis beurteilen zu können.“
Bei ihren Forschungen wird Helena Herr von einem Wissenschaftler der Tierärztlichen Hochschule Hannover unterstützt. Zusammen werden die Wissenschaftler vorab festgelegte Transektlinien abfliegen, die das gesamte Krilluntersuchungsgebiet repräsentativ abdecken. So können sie Walsichtungen positionsgenau erfassen und mit den Daten die Verteilung und Dichte der Wale im Krilluntersuchungsgebiet ermitteln. Helena Herr: „Am Ende der Expedition können wir so zeitgleich erhobene Daten zu der Verteilung von Walen und Krill miteinander vergleichen.“