Forschungsprojekt
Die Berliner Schule und der Beginn der Evolutionären Synthese
Die synthetische Evolutionstheorie liefert das Standardmodell der modernen Evolutionsbiologie. Ihr Kernstück ist die Weiterentwicklung der Darwinschen Selektionstheorie durch Integration der Erkenntnisse der modernen Genetik, der "neuen Systematik" und der Paläontologie, die die Entstehung von Variabilität und die Vererbung von Merkmalen innerhalb einer Population erklärbar und Darwins Theorie somit unanfechtbar machte. Trotz der enormen Bedeutung der Theorie für die Biologie steht eine differenzierte wissenschaftshistorische Betrachtung noch aus und es besteht ein erheblicher Dissens hinsichtlich der Bedeutung der Beiträge einzelner Biologen. Mehrfach wurde bemängelt, dass in den existierenden Darstellungen eine anglo-amerikanische Sichtweise dominiert und der internationale Charakter der Synthese vernachlässigt wird. Die Studie ist einer Neubewertung der Synthese gewidmet mit Fokus auf den Beiträgen der Systematikern der sogenannten "Berliner Schule" in den 1920er und 1930er Jahren mit ihren prominentesten Vertretern Erwin Stresemann, Bernhard Rensch und Ernst Mayr. Auf Grundlage von Archivquellen, wie Korrespondenzen der Protagonisten der Berliner Schule, sowie ihrer Veröffentlichungen soll zum einen ein detaillierte Betrachtung der Rolle der Berliner Schule für die synthetische Evolutionstheorie vorgenommen werden und weiter, in einem zweiten Teil, dargestellt werden, inwiefern in den bestehenden Darstellungen die Geschichtsschreibung von bestimmten Interessenlagen geleitet ist.
Enstandene Publikationen:
Glaubrecht, M. 2001. Mastermind of the bird world. Erwin Stresemann (1889-1972): Life and work of a pioneer of scientific ornithology. [review of J. Haffer et al. (2000)]. Nature, 411: 136.
Glaubrecht, M. 2004. Leopold von Buch’s legacy: treating species as dynamic natural entities, or why geography matters. American Malacological Bulletin, 19(1/2): 111-134.
Glaubrecht, M. 2004. Ernst Mayr – Vom Systematiker zum Begründer einer neuen Biophilosophie. Ein Porträt aus Anlass des 100. Geburtstages des Evolutionsbiologen. Naturwissenschaftliche Rundschau, 57 (7): 357-368.
Glaubrecht, M. 2004. Ernst Mayr – Der Darwin des 20. Jahrhunderts. Geo, Heft 7/2004: 78-84.
Glaubrecht, M. 2004. A centenarian’s summary. [review of Ernst Mayr’s ”What makes biology unique” (2004)]. Science, 306: 614-615.
Glaubrecht, M. 2007. Die Ordnung des Lebendigen. Zur Geschichte und Zukunft der Systematik in Deutschland. – In: Wägele, J. W. (ed.), Höhepunkte der zoologischen Forschung im deutschen Sprachraum. Festschrift zur 100. Jahresversammlung der Deutschen Zoologischen Gesellschaft in Köln, Sept. 2007; pp. 59-110. Basiliken Press, Marburg.
Im Projekt beschäftigt
- Elisa Schmitt
- Matthias Glaubrecht