Imaginarien der Kraft
Forschungsvorhaben Matthias Glaubrecht
im Rahmen der DFG-Kollegforschungsgruppe „Imaginarien der Kraft“, 2018 – 2022
Zur Disziplingenese der Ökologie
Vorstellungen von Kraft – verstanden als Ursache, die Veränderung bewirkt – durchziehen im Bereich der Naturwissenschaften keineswegs nur die Physik, sondern haben als Form, Vielfalt und Verbreitung bestimmende Einflussgrößen bzw. Evolutionsfaktoren auch in der Naturkunde allmählich stärkere Kontur gewonnen.
Mehrfach wurde jüngst die Biologie als autonome Wissenschaft – mithin eine, die in ihren Grundlagen nicht reduziert werden kann etwa auf die Physik – betont und argumentativ untermauert. Unter der Prämisse, durchgängige Leitlinien darzustellen, lassen sich für die Biologie essentielle Kräfte in mehrfacher Weise charakterisieren.
Zur Klärung der sich wandelnden Vorstellungen zur Wirkung von Naturkräften im Kontext der Biodiversität bietet sich eine synergistische Betrachtung insbesondere der Ökologie unter dem Blickwinkel der Evolution an. Hier klassisch verstanden als Lehre vom Haushalt der Natur, ist Ökologie zwar als zentrale biologische Disziplin ausgeprägt, deren konzeptionelle Grundidee von wirksamen, etwa Gleichgewicht einstellenden Umwelt-Kräften aber noch eingehender zu studieren. Vorstellungen von einem dynamischen Gleichgewicht, einem sich immer wieder neu und wie von selbst einstellenden Zustand, ziehen sich durch die naturkundliche Forschung im Bereich der erst sehr viel später Ökologie genannten Disziplin; indes ohne dass bisher eine systematische Untersuchung die jeweilige Perzeption jener Natur-Kräfte sondiert und analysiert hätte, die dem Zustandekommen eines solchen Gleichgewichts zugrunde liegen könnten.
Das Ziel des Vorhabens ist es, sich einer Bewertung von Vorstellungen zur sich verändernden Beantwortung der Frage nach den Kräften, Faktoren und Mechanismen biologischer Vielfalt (Biodiversität) zu nähern.