Diversität der Land- und Süßwasserschnecken des Naturschutzgebietes Panguana in Peru
Aktuelles
Im Rahmen des geplanten Projektes sind Birte Wendebourg und Timo Zeimet gemeinsam mit einer Forscherguppe um Frau Dr. Diller im April/Mai 2016 für vier Wochen nach Panguana gereist. Dort haben sie die Molluskenfauna der verschiedenen Land- und Süßwasserbiotope im Naturschutzgebiet systematisch beprobt. Das gesammelte Material soll von den Studierenden im Rahmen von Abschlussarbeiten faunistisch-systematisch ausgewertet werden.
NEU: Bericht über einen Geländeaufenthalt vom 17. April-16. Mai 2016
Die Andenregion in Südamerika ist einer der bedeutendsten Schwerpunkte der Biodiversität weltweit. Insbesondere bei den Wirbellosen ist die Artenvielfalt jedoch noch unzureichend erforscht. Hier sind noch zahlreiche unbeschriebene Arten zu erwarten. Selbst von den bereits bekannten Arten wissen wir kaum etwas über die Verbreitung und Biologie. Daher planen Wissenschaftler des CeNak in einem Pilotprojekt die Land- und Süßwasserschnecken des Naturschutzgebietes Panguana in Peru zu erfassen.
Panguana ist eine 1968 von Prof. Dr. Hans-Wilhelm Koepcke gemeinsam mit seiner Frau Dr. Maria Koepcke gegründete biologische Forschungsstation im Tiefland-Regenwald in Zentral-Peru; in einer Region einst noch weitgehend ohne anthropogenen Einfluss. Hans-Wilhelm Koepcke, der seit 1974 am Zoologischen Museum der Universität Hamburg arbeitete, war ebenso wie seine 1971 in Peru verstorbene Frau am Naturhistorischen Museums damals in Lima angestellt. Anfangs kaum mehr als eine einfache Hütte im traditionellen indigenen Baustil, ist Panguana die älteste biologische Forschungsstation des südamerikanischen Landes.
- Flyer Panguana – Forschungsstation
- Kurzdarstellung Panguana – Forschungsstation und Naturschutzgebiet im amazonischen Regenwald
Nach dem Tod Hans-Wilhelm Koepckes im Jahr 2000 wird sie von seiner Tochter, Dr. Juliane Diller geleitet, die stellvertretende Direktorin der Zoologischen Staatssammlung München ist. Seit 2008 wird die Station von der Münchner Hofpfisterei, einem ökologisch produzierenden Großbäckerei-Betrieb, großzügig gefördert, der die Verbesserung der Infrastruktur ermöglichte. Im Jahre 2011 wurde Panguana vom peruanischen Umweltministerium zum privaten Naturschutzgebiet erklärt. Mit dem Naturhistorischen Museum in Lima (Museo de Historia Natural de la Universidad Nacional Mayor de San Marcos) besteht eine langjährige Kooperationsvereinbarung.
Station und Fauna
Das Forschungsgebiet befindet sich am Río Yuyapichis, einem Nebenfluss des Río Pachitea, zwischen dem Fuß der peruanischen Cordillera Oriental und dem über 2500 m hohen Sira-Gebirge. Es ist von verschiedenen Waldtypen, einem überschwemmungsfreien Hochwald, aber auch Sumpf-, Au- und Sekundärwäldern bedeckt und enthält verschiedene Gewässerarten.
Die Fauna und Flora rund um das Naturschutzgebiet Panguana wird, koordiniert von Frau Diller, seit längerem systematisch untersucht, meist durch Forscher der ZSM. Das Areal ist ein „hotspot“ der Biodiversität. Allein auf 2 km2 im Kerngebiet von Panguana wurden über 500 Baum- und 15 Palmenarten sowie über 600 Wirbeltierarten, darunter 353 Vogel- und 111 Säugetierarten gefunden, unter letzteren allein 56 Fledermausarten (zum Vergleich: in ganz Deutschland leben 260 Brutvogelarten und 27 Fledermausarten). Hinzukommen um die 79 Reptilien- und 74 Amphibienarten. Artenreich sind aber vor allem die Wirbellosen, darunter nachweislich 520 Ameisenarten; bei den Kleinschmetterlingen dürften es schätzungsweise 15.000 Arten sein, die noch weitgehend unbekannt sind.
Auch die Molluskenfauna von Panguana wurde bisher nicht berücksichtigt; wie überhaupt auch über die Molluskenfauna der umliegenden Regionen in Peru kaum Daten vorliegen. Dabei sind gerade Schnecken und Muscheln als gute Indikatoren für die Qualität von Biotopen bekannt; sie sind weniger mobil als etwa andere Invertebraten (wie Schmetterlinge, Käfer und weitere Insekten), dadurch eng an bestimmte Habitate gebunden und zudem vergleichsweise einfach zu sammeln.
Das Projekt
Im Naturschutzgebiet Panguana ist die Land- und Süßwassermolluskenfauna bisher nicht systematisch erforscht worden. Daher planen Wissenschaftler des CeNak im Rahmen eines Pilotprojektes für 2016, nun die Land- und Süßwassermollusken zu erfassen. Es soll untersucht werden, welche Schneckenarten in dem Gebiet vorkommen und ob diese in den verschiedenen Habitattypen charakteristische Gesellschaften ausbilden. Dies soll zugleich auch zur weiteren Erforschung der Molluskenfauna Perus dienen.
Das noch immer weitgehend unberührte und abgelegene Regenwaldgebiet von Panguana, das sich von der Station bis ins 40 km entfernte, 2500 m hohe Sira-Gebirge erstreckt, wird von Weißwasser- und Schwarzwasserbächen durchzogen. Weitere Gewässerbiotope unterscheiden sich in der Vegetation. Der estanque ist ein von Bäumen überschatteter Waldtümpel, der in der Regenzeit sehr groß wird, in ausgeprägten Trockenzeiten aber auch ganz trockenfallen kann. Unter der Blätterschicht bleibt es jedoch das ganze Jahr hindurch feucht. Als Aguajal werden Tümpel mit Palmenbestand bezeichnet (typischerweise die Aguaje-Palme, Mauritia flexuosa, aber auch einige andere Arten). Mehrere Tümpel 1-3 liegen auch mitten im Primärwald, sind aber nicht von Baumkronen überschattet. Sie trocknen nicht aus.