Artenwandel als Forschungsfokus
Drei Fragen an: Prof. Dr. Matthias Glaubrecht, Direktor des Centrums für Naturkunde (CeNak) der Universität Hamburg
Wir Menschen verändern die Natur wie nie zuvor. Das Artensterben in Tier- und Pflanzenwelt ist zu einem entscheidenden Zukunftsthema geworden. Hier setzt das Centrum für Naturkunde (CeNak) der Universität Hamburg mit seinen Forschungen an und möchte perspektivisch Teil einer europaweit einzigartigen Institution für Biodiversitätsforschung werden. Ein Gespräch mit Prof. Dr. Matthias Glaubrecht, Wissenschaftlicher Direktor des (CeNak), der auch den Bau eines Naturkundemuseums des 21. Jahrhunderts in Hamburg vorantreibt.
Was steckt hinter dem Aufbau der neuen Forschungsinstitution?
Wir befinden uns mitten im Aufnahmeprozess für die renommierte Leibniz-Gemeinschaft. Ziel ist, das CeNak mit dem Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig in Bonn (ZFMK) zusammen zu führen. Wir möchten die Sammlungen besser erschließen und gemeinsam ein Forschungsinstitut zur Analyse des Biodiversitätswandels gründen. Dieses neue Institut soll eines der Vorreiter auf diesem Gebiet werden.
Warum ist dieser Forschungsschwerpunkt wichtig?
Derzeit gibt es in Deutschland eine Forschungslücke im Bereich Biodiversitätswandel. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des CeNak ebenso wie am ZFMK betreiben schon jetzt rund um den Globus, aber auch vor unserer Haustür Biomonitoring. Sie beobachten, wie sich Lebensgemeinschaften in Wasser, Luft und Boden verändern und erheben dazu umfangreiches Datenmaterial; weitere Daten entnehmen wir unseren umfangreichen Sammlungen. In Zeiten des Artensterbens und des Rückgangs der Biodiversität auf allen Ebenen der Organismen und Lebensräume ist es wichtig, Veränderungen der Tier- und auch der Pflanzenwelt nachzuvollziehen und im besten Fall frühzeitig zu erkennen, um die Politik entsprechend beraten zu können. In dem neuen Institut wollen wir diesen Forschungsansatz noch weiter ausbauen.
Welche Rolle spielt dabei ein neues Naturkundemuseum?
Mit der Aufnahme in die Leibniz-Gemeinschaft rückt auch die Verwirklichung des „Evolutioneum“ als modernes Naturkundemuseum des 21. Jahrhunderts näher. Neben der Erforschung des Artenwandels und seiner Ursachen ist die Vermittlung dieses Wissens von zentraler Bedeutung. Wir möchten in einem „Evolutioneum“ in Ausstellungen und Veranstaltungen die Öffentlichkeit noch stärker für den Naturschutz sensibilisieren. Es ist wichtig aufzuzeigen, welche Konsequenzen es hat - auch gerade für uns Menschen - wenn die Natur immer mehr zurückgedrängt wird und die Artenvielfalt weltweit dramatisch schrumpft.