Neues Forschungsprojekt zur Nahrungsökologie der Fische in Elbe- und Odermündung gestartet
4. Februar 2021
Ein neues Forschungsprojekt des CeNak taucht in die größten deutschen Flussmündungen ein: Vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bis Oktober 2023 gefördert, werden die Ästuare von Elbe und Oder hinsichtlich Nahrungsökologie und Wachstum der dort lebenden Fische untersucht. Ziel ist es, ein genaueres Bild zur aktuellen Rolle der Fische im Nahrungsnetz der beiden Ökosysteme zu erhalten und somit ihren Zustand besser einzuschätzen zu können. Wissenschaftler der Ichthyologie (Fischkunde)-Abteilung am CeNak untersuchen hierfür zum Beispiel die Nahrung im Verdauungstrakt der Tiere sowie ihre Wachstumsraten. Bereits im Frühjahr dieses Jahres starten die ersten Probenahmen.
In Flussmündungsgebieten – auch Ästuare – sind Fische aufgrund ihrer großen Häufigkeit und Artenvielfalt die wichtigste Wirbeltiergruppe. Hier befinden sich essenzielle Nahrungsgründe und Aufwuchsgebiete von Fischarten, die sich vorrangig von wirbellosen Tieren ernähren. Niedrigere Ebenen der Nahrungskette verlinken sich hier mit Topprädatoren – also Räubern wie Raubfischen und Vögeln, die dort an der Spitze der Nahrungskette stehen. So gelten Schlüsselfischarten im ästuarinen Nahrungsnetz als geeignete Indikatoren zur Beurteilung des Zustands ihrer Ökosysteme. Unter dem Projekt-Titel „Blue-Estuaries“ erforschen seit diesem Jahr CeNak-Wissenschaftler der Abteilung Ichthyologie die Nahrungsbeziehungen von Fischen in den größten deutschen Ästuaren.
Prof. Dr. Ralf Thiel, Abteilungsleiter der Ichthyologie am CeNak, ist für das Projekt verantwortlich und fasst das Vorhaben wie folgt zusammen: „Wir wollen überprüfen, ob sich die Nahrungsbeziehungen und Bestandsgrößen dominanter Fischarten in den Mündungsgebieten von Elbe und Oder, den beiden größten deutschen Ästuaren, aufgrund von Klimawandel und anderen Einflussfaktoren in den letzten drei Jahrzehnten geändert haben. Um dies genauer beurteilen zu können, werden wir beginnend ab diesem Jahr Daten zu Nahrungsökologie, Wachstum und Bestandsgröße wichtiger Schlüsselfischarten erheben. Diese aktuellen Erhebungen wollen wir mit älteren Daten vergleichen, um daraus konkrete Veränderungen der Nahrungsbeziehungen abzuleiten.“
In diesem Projekt werden zur Identifikation der Nahrung der Fische und ihrer Rolle im Nahrungsnetz mikroskopische Analysen der Nahrung im Verdauungstrakt der Tiere vorgenommen. Als nahrungsökologische Parameter werden Nahrungszusammensetzung, Ernährungsintensität und Nahrungsüberlappungen zwischen den Arten bestimmt. Die Wachstumsraten der Fische, die als Indikatoren der Nahrungsverfügbarkeit und somit auch der Lebensraumqualität dienen, werden anhand von Tages- und Jahresringen auf Schuppen sowie Gehörsteinen ermittelt.
Die ersten Probennahmen in Elbe- und Oderästuar sind für das Frühjahr dieses Jahres geplant. Jesse Theilen, Doktorand am CeNak, freut sich über seine Beteiligung am Blue Estuaries-Projekt: „Ich bin begeistert, ein so spannendes Promotionsvorhaben durchführen zu können und freue mich schon sehr auf die ersten Freilanduntersuchungen. Auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit im BMBF-Verbundforschungsvorhaben finde ich sehr spannend und hoffe auf interessante Ergebnisse.“
„Blue-Estuaries: Nahrungsökologie und Wachstum von Fischen als Beitrag zur Analyse von funktioneller Diversität und Nahrungsnetzen im Elbe- und Oderästuar“ ist der volle Titel des CeNak-Projekts. Es ist ein Teil des vom BMBF geförderten Verbundvorhabens „Blue Estuaries - Nachhaltige Ästuar-Entwicklung unter Klimawandel und anderen Stressoren“, an dem außer der Universität Hamburg noch sechs weitere Projektpartner beteiligt sind. Die Koordination des Verbundvorhabens hat das Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) übernommen.
Kontakt
Prof. Dr. Ralf Thiel
Abteilungsleiter, Abt. Ichthyologie
Universität Hamburg
Centrum für Naturkunde
Martin-Luther-King-Platz 3, R. 261
20146 Hamburg
Tel.: +49 40 42 838-5637
E-Mail: Ralf.Thiel@uni-hamburg.de