Sammlung - Wirbellose Tiere I
Die Sammlung Wirbellose Tiere I umfasst in unserem Haus alle vielzelligen Tiere, die nicht zu den Wirbeltieren, Arthropoden, Mollusken oder Polychaeten gehören. Es sind derzeit Vertreter von 23 Großgruppen in der Sammlung vorhanden. Dies sind unter anderem die Schwämme, Nesseltiere, alle wurmartigen Gruppen (Platt-, Rund-, Ringelwürmer und andere), Stachelhäuter und Manteltiere. Einige der vertretenen Großgruppen sind artenreich, andere umfassen nur wenige Vertreter. Die meisten Tiere werden als Alkoholpräparate aufbewahrt, wenige als Trockenpräparate. Eine Anzahl von sehr kleinen Tieren wird als mikroskopische Präparate aufbewahrt. Die Sammlungen einiger Tiergruppen gehören zu den umfassendsten und bedeutendsten weltweit.
Derzeit umfasst die Sammlung etwa 50.000 Objekte, von denen noch nicht alle erfasst sind. Hinter manchen „Objekten“ verbergen sich mehrere (manchmal Hunderte) Individuen. Besonders wichtig sind die etwa 2.500 Typen, also diejenigen Individuen, anhand derer die Neubeschreibung einer Art vorgenommen wurde. Besonders drei Tiergruppen ragen heraus und gehören zu den umfangreichsten und bedeutendsten ihrer Art. Dies sind einmal die Oligochaeta (die zu den Ringelwürmern gehörende Teilgruppe der „Wenigborster“) mit über 4.200 Präparaten, unter denen 1.346 Typen sind. Zum anderen befinden sich etwa 3.700 Manteltiere (Tunicata) in der Sammlung, bei denen vor allem die Teilgruppe der Seescheiden (Ascidia) mit 1.343 Präparaten und 309 Typen von Bedeutung ist. Beide Gruppen, Oligochaeten und Ascidien verdanken ihre Bedeutung der Tätigkeit von Prof. Dr. Wilhelm Michaelsen während seiner Zeit als Kurator. Die dritte Tiergruppe von Bedeutung sind die Moostierchen (Bryozoa), die mit 1.538 Präparaten und 54 Typen vertreten sind. Daneben lassen sich auch die Sammlungen der Nesseltiere (Cnidaria) mit 3.260 Präparaten und 156 Typen, der Schwämme (Porifera) mit 1.988 Präparaten und 215 Typen, der Egel (Hirudinea) mit 979 Präparaten und 35 Typen, der Pfeilwürmer (Chaetognatha) mit über 700 Präparaten und der Stachelhäuter (Echinodermata) mit etwa 3.900 Präparaten und 209 Typen sehen.
Die Sammlung wird stetig erweitert. Dies geschieht insbesondere durch die Übernahme von privaten oder institutionellen kleineren Sammlungen. In jüngster Zeit wurden auf diese Weise mikroskopische Präparate von freilebenden Nematoden von Franz Riemann und Sievert Lorenzen, aquatische Oligochaeten von Reinmar Grimm und Pfeilwürmer (Chaetognathen) von Helga Kapp.
Der Bestand der Sammlung Wirbellose Tiere I (früher: Niedere Tiere I) war im Laufe der Geschichte Schwankungen und Neustrukturierungen unterworfen. In der Anfangszeit war er zeitweise auf zwei Sammlungen aufgeteilt. Der erste Kurator, Prof. Dr. Wilhelm Michaelsen (verantwortlich 1887–1923), hat der Sammlung durch seine Sammelreisen und seine umfangreichen Artbeschreibungen von Oligochaeten und Ascidien zu internationaler Bedeutung verholfen. Zwischenzeitlich (1908-1912) betreute Ernst Hentschel die Schwämme. 1923 übernahm Max Egon Thiel die Sammlung der Schwämme und Nesseltiere, während Konstantin von Haffner 1928 Kurator für die wurmartigen Tiergruppen wurde. Von Haffner vertrat Thiel während des Krieges und während dessen Kriegsgefangenschaft. Das Zoologische Museum wurde im Krieg total zerstört. Verluste gab es besonders bei den Protozoen, Schwämmen und Korallen. Nach der Pensionierung von Haffners wurden alle wirbellosen Tiere mit Ausnahme der Arthropoden, Mollusken und Echinodermen zu einer Sammlung vereinigt, die zunächst Thiel und nach seinem Ruhestand Prof. Dr. Michael Dzwillo als Kurator verwaltete. Nach dessen Pensionierung 1995 übernahm Hilke Ruhberg bis 2006 die Sammlung. Seit diesem Zeitpunkt werden die Polychaeten von der Sammlung Wirbellose Tiere 2 verwaltet und die Echinodermen gelangten zur Sammlung Wirbellose Tiere I.
Die Bedeutung der Sammlung ist von internationalem Rang. Sie wird regelmäßig von Spezialisten aus vielen Ländern aufgesucht und genutzt. Gäste in der Abteilung, von denen exemplarisch Andras Zicsi, Manfred Diehl, Fritz Wiebach und Bernhard Werner genannt seien, haben durch ihre Bearbeitung und z.T. ihre eigenen Sammlungen die Bedeutung der Hamburger Sammlung erheblich gesteigert. In der Sammlung befindet sich umfangreiches Material, das bei Ausfahrten der Forschungsschiffe Meteor, Walter Herwig und Polarstern gesammelt wurde.