Modisch auf acht Beinen: Springspinne nach Karl Lagerfeld benannt
1. Juli 2019
Foto: Mark Newton (Spider), CC-BY 4.0; Siebbi (Lagerfeld)/mod. by CeNak, CC-BY 3.0
„Karl Lagerfeld war der erste Gedanke“, sagt Danilo Harms.
Der weiße Haarschopf und die schwarze Sonnenbrille waren die Markenzeichen des Modezars und gebürtigen Hamburgers Karl Lagerfeld (1933–2019). Da eine neu entdeckte australische Springspinnenart ein Wissenschaftsteam des CeNak und aus Australien an Lagerfelds Modestil erinnerte, heißt die Art nun offiziell Jotus karllagerfeldi.
Die Art beschreibt Dr. Danilo Harms vom Centrum für Naturkunde der Universität Hamburg zusammen mit Dr. Barbara Baehr vom Queensland Museum und Joseph Schubert von der Monash University in Australien aktuell im Fachblatt „Evolutionary Systematics“.
Im Vergleich zu anderen Vertretern der Gattung Jotus, deren Färbung mit knalligen Rot- und Blautönen überzeugt, neigt die neue Spinnen-Art eher zu Understatement: Sie hat schwarz und weiß gefärbte Beine und Tastorgane, die sogenannten Pedipalpen. Da die Erstbeschreibung international mit dem Recht der Namensgebung verknüpft ist, kam dem Team der Gedanke an den Hamburger Modeschöpfer. „Das Tier erinnerte uns von den Farben her an den reduzierten Stil Karl Lagerfelds. Die schwarzen Beinglieder assoziierten wir zum Beispiel mit den Handschuhen, die er immer trug, und die riesigen schwarzen Augen mit seiner Brille“, erklärt Danilo Harms.
Teleskopaugen ermöglichen räumliches Sehen
Die Springspinne, die vier bis fünf Millimeter groß ist, hat zudem vier große, schwarze Augen und einen weißen „Kentkragen“. Jotus karllagerfeldi ist eine von acht Springspinnen-Arten von der australischen Ostküste, die das Forschungsteam im aktuellen Beitrag beschreibt.
Obwohl die Gattung Jotus aus zahlreichen Spinnenarten besteht und in Australien weit verbreitet ist, weiß man über diese Tiere relativ wenig. So wurden bisher auch nur männliche Exemplare gefunden. Interessant sind für die Forscherinnen und Forscher unter anderem die riesigen Teleskopaugen, die räumliches Sehen ermöglichen. Diese Fähigkeit benötigen die Spinnen für die Nahrungssuche, denn alle Arten sind freie Jäger, die keine Netze bauen. Dabei springen die Spinnen über kurze Entfernungen und sind überaus schnell und wendig.
Eine der bedeutendsten Sammlungen weltweit
Während in Deutschland die Spinnenfauna zu 99 Prozent beschrieben ist, sind in Australien mit 3.500 bekannten Spinnenarten noch etwa 70 Prozent gänzlich unerforscht oder sogar unbekannt. Australien ist daher einer der geografischen Forschungsschwerpunkte der Arachnologischen Abteilung des CeNak. Sie verfügt zudem über eine der ältesten und bedeutendsten Sammlungen australischer Springspinnen weltweit. Der Hamburger Reeder und Kaufmann Johann Cesar Godeffroy (1813–1885) hatte bereits im 19. Jahrhundert Expeditionen nach Australien finanziert; seine bedeutende Sammlung ist heute Teil des CeNak. Die Verknüpfung zur Godeffroy-Sammlung und damit zu Hamburg bestärkte das Forschungsteam in seiner Namensidee.
Weitere Informationen:
Baehr BC, Schubert J, Harms D (2019): The Brushed Jumping Spiders (Araneae, Salticidae, Jotus L. Koch, 1881) from Eastern Australia. Evolutionary Systematics 3(1): 53-73. https://doi.org/10.3897/evolsyst.3.34496
Für Rückfragen:
Dr. Danilo Harms
Centrum für Naturkunde (CeNak)
Abteilungsleiter Arachnologie
Tel.: +49 40 42838-5983
danilo.harms"AT"uni-hamburg.de