Schatz des Monats: Das Schuppentier
23. April 2020
Es trägt als einziges Säugetier ein Schuppenkleid. Im Laufe der Evolution haben sich Schuppentiere an völlig unterschiedliche Lebensräume angepasst: Im tropischen Regenwald Zentralafrikas schwingen sie sich von Baum zu Baum, während Steppenschuppentiere auf dem Boden bleiben und durch Savannen laufen. Obwohl ihr Panzer sie eigentlich bestens vor tierischen Fressfeinden schützt, lassen sich menschliche Wilderer dadurch nicht beeindrucken. Kein anderes Säugetier wird weltweit so häufig illegal gehandelt, wie das Schuppentier.
Unser Schatz des Monats steht in der Ausstellung des Zoologischen Museum. Es handelt sich um ein Malaiisches Schuppentier, das den wissenschaftlichen Namen Manis javanica trägt. Unser Exemplar wurde 1983 in die CeNak-Sammlung integriert und stammt aus einer deutschen Sammlung. In der CeNak-Abteilung der Säugetierkunde (Mammalogie) finden sich 24 ganz unterschiedliche Schuppentier-Präparate, die zum einen aus deutschen Zoos, wie Hamburg und Duisburg, und zum anderen direkt aus deren Heimatländern stammen. In Gläsern voll mit Alkohol lagern ganze Exemplare unterschiedlicher Arten, zum Beispiel aus Kamerun, Namibia und Tansania. Darüber hinaus gehören auch einzelne Schuppen, Schädel, Skelette sowie Dermoplastiken zu der CeNak-Sammlung.
Insgesamt gibt es acht verschiedene Arten – je vier in Asien sowie in Afrika. Dort leben Schuppentiere in Savannen, Wäldern und Büschen. In der Regel werden sie so groß wie Hauskatzen – jedoch können zwei der afrikanischen Arten bis zu 30 Kilogramm auf die Waage bringen. Ihre Hinterbeine sind kräftiger als ihre vorderen Gliedmaßen, sodass sie zweibeinig stehen und sogar gehen können. Eine Eigenschaft, die sowohl beim Kampf als auch bei der Paarung nützlich ist. In beiden Fällen stoßen sie ihren Brustkorb aneinander, um das jeweilige Gegenüber mit ihrer Kraft zu beeindrucken. Ihre kleineren Vorderbeine dienen hauptsächlich als Grab- und Kletterwerkzeug.
Nachtaktiv lokalisieren sie ihre Beute mithilfe ihrer guten Ohren und einer feinen Nase. So machen sie Jagd auf Termiten sowie Ameisen, von denen sie pro Beutegang, je nach Größe des Tiers, zwischen 300 Gramm und zwei Kilogramm verspeisen. Mit Krallen, die sogar dünne Zementplatten oder Metallwände zerstören könnten, werden die Bauten der Insekten aufgebrochen. Anschließend fahren die Schuppentiere ihre bis zu 70 Zentimeter lange, klebrige Zunge aus, um die Beute aufzuschlabbern.
Ihre bevorzugte Verteidigungsstrategie ist naheliegend: Wie Igel rollen sie sich zusammen. Aus diesem Grund werden sie auch Pangoline genannt. Der Name geht auf das malaiische Wort pengguling („einer, der sich zusammenrollt“) zurück. Eingekugelt sind sie durch ihre Panzerung vor fast all ihren potenziellen Feinden geschützt. Mit einer Ausnahme: dem Menschen. Wilderer sammeln die scheinbar wehrlosen, eingerollten Tiere einfach auf. Auch wenn Pangoline, ähnlich wie Stinktiere, eine übelriechende Flüssigkeit versprühen können, setzen sie diese Verteidigung nur selten gegen Menschen ein.
Allein zwischen den Jahren 2000 und 2015 wurden, laut einer Studie von TRAFFIC, etwa 120 Tonnen Biomasse illegal gehandelt – ohne die lokalen Schwarzmärkte in Asien und Afrika mitzuzählen. Auch im CeNak finden sich Präparate und Tierartikel von Schuppentieren, die auf illegalen Wegen in Deutschland Station machten und vom Zoll im Zoologischen Museum abgegeben wurden. 100.000 geschmuggelte Tiere passieren im Jahr alleine die deutsche Grenze.
Auf dem Schmuggelweg von Asien nach Afrika, ist Deutschland ein immer beliebter werdendes Transitland – sagen Forschende der Universität von Adelaide. Leider landen Pangoline bei entsprechenden Feinschmeckern nicht nur im Kochtopf, sondern lassen ihre Schuppen auch für traditionelle, asiatische Arzneiprodukte. Dabei bestehen diese, wie unsere Haare und Nägel, vorwiegend aus Keratin und sind somit medizinisch wirkungslos.
Weitere Informationen
Pro Wildlife - Ein Überblick zum Schuppentier
GEO Artikel: Schuppentiere: Gejadt, gehandelt, ausgerottet?
WWF Deutschland: Schuppentiere in Not