Ein schaurig-schöner Schatz des Monats
7. Oktober 2019
Foto: UHH/CeNak, Herbold
Kaum zu entdecken: diese Brückenkreuzspinne fanden unsere Studenten in einer Fahrradschaltung.
Feuchter Nebel auf klebrigen Spinnennetzfäden, lange, haarige Beine und ein dunkler Kopf. Gut getarnt lugt sie aus einer rostigen Fahrradschaltung hervor und ist erst auf den zweiten Blick zu entdecken. Wer an Halloween auf der Suche nach Süßigkeiten ist, für den stehen die Chancen gar nicht so schlecht unseren Schatz des Monats Oktober zu begegnen. Die in Mitteleuropa weit verbreitete Brückenkreuzspinne (Larinioides sclopetarius) wagt sich nämlich erst nachts in ihr Netz hinaus. Tagsüber bleibt sie in ihrem sicheren Versteck.
Gut versteckt
Auf der Suche nach Spinnen im urbanen Lebensraum Hamburgs machten sich zwei Studenten aus der Arachnologie des CeNaks auf den Weg - und wurden fündig: eine Brückenkreuzspinne, auf den ersten Blick kaum zu entdecken in einer Fahrradklingel nahe der Bundesstraße. Fangen konnten sie die flinke Spinne jedoch nicht, schnell zog sie sich in ihr Versteck zurück. Kein Problem für die beiden Studenten, schließlich gibt es bereits ein Exemplar der Brückenkreuzspinne in der arachnologischen Sammlung des CeNaks.
Aussehen
Brückenkreuzspinnen haben einen abgeflachten, bräunlichen Körper, ein schwarzes Brustbein und eine artentypische, helle Streifenzeichnung auf dem Vorderleib. Die V-förmige weiße Behaarung sowie ein weißer Haarrand an Kopf und Seiten sind besonders auffällig. Männliche Spinnen werden etwa 6 - 8 Millimeter groß und weisen einen kleineren Hinterleib mit kontrastreicheren Zeichnungen auf, während die weiblichen Spinnen circa 10 - 19 Millimeter groß werden und eine deutlich dunklere Grundfärbung besitzen.
Weit verbreitet und stark spezialisiert
Brückenkreuzspinnen sind in weiten Teilen Europas und Nordamerikas verbreitet, besonders stark jedoch in urbanen Räumen. Hinsichtlich ihres Lebensraumes ist die Spinnenart stark spezialisiert. Benannt nach ihrer Vorliebe für Bauwerke über dem Wasser, fühlt sich die Brückenkreuzspinne in unmittelbarer Wassernähe und Siedlungsgebieten am wohlsten. Städte und Wasser dienen als eine Art Wärmeinsel, auch urban heat island (UHI) genannt, die durch anthropogene Einflüsse in der Stadt entsteht. In Häfen und Parkhäusern, an Felsen über freiem Wasser und Bauwerken oder auch an Straßenlaternen spinnt sie große Radnetze. Licht hilft ihr, die Beute anzulocken.
Kolonien aus Einzelgängern
Brückenkreuzspinnen kommen selten allein – die Populationsdichte an den Standorten ist häufig sehr groß. Es entstehen nicht selten regelrechte Teppiche aus einzelnen Radnetzen. Ansammlungen und ganze Kolonien ihrer Art sind oft zu finden. Trotzdem sind Brückenkreuzspinnen Einzelgänger, ihre Beute teilen sie nicht. Gelegentlich, wenn auch nicht häufig, kommt auch Kannibalismus vor.