Wildbienen machen im Zoologischen Museum Station
22. Oktober 2018
Foto: UHH/CeNak, Moeckel
An der neuen Wildbienenstation können die Besucher mit einer 3D-Brille in die Welt der kleinen Brummer eintauchen.
Sie sind pelzig oder fast kahl, bis zu drei Zentimeter groß – und ziemliche Feinschmecker: Circa 580 Wildbienenarten gibt es momentan in Deutschland. Die Bienen sind als Bestäuber wichtig für uns Menschen. Doch Monokulturen und die Zerstörung natürlicher Lebensräume machen den Tieren zu schaffen. Im Zoologischen Museum des Centrums für Naturkunde rückt eine neue Installation die Wildbienen in den Fokus – auch mithilfe einer 3-D-Brille. Unterstützt wird das neue Ausstellungsprojekt von der Deutschen Wildtier Stiftung.
Die lila Riesenblume duftet zwar nicht und lockt auch keine lebendigen Bienen an. Dafür liefert eine 3-D-Brille im Blütenkorb als Teil der neuen Wildbienen-Installation im Zoologischen Museum spannende Eindrücke. Denn damit kann Mensch eine Wildbiene im Flug begleiten. Der virtuelle Ausflug soll für die Lebensräume der Wildbienen sensibilisieren. Die Tiere bevorzugen häufig genau die Pflanzen als Nahrungsquelle, die Monokulturen in der Landwirtschaft, „gepflegtem Grün“ in den Städten und neuen Bauflächen weichen müssen.
Dabei spielen die Tiere als Bestäuber von Bäumen, Blumen und Nutzpflanzen eine entscheidende Rolle. Viele Wildbienen bilden keine Staaten wie die Honigbiene, sondern leben einzelgängerisch. Einige, wie die Hummeln, leben in kleinen Völkern. In der neuen Vitrine sind auch Nester der Tiere ausgestellt. Denn die Bienen haben verblüffende Bautechniken, die Verwendung bestimmter Materialen ist dabei im Erbgut der jeweiligen Art verankert. Einige richten sich etwa ein Schneckenhaus ein. Osmia aurulenta, so der wissenschaftliche Name einer solchen Art, ist in der Wildbienenstation als Präparat zu bestaunen. Andere Arten verwenden für ihre Bruthöhlen Holzspäne, Steinchen oder tapezieren sie mit Blütenblättern.
Wie sich die Wildbienen als Baumeister verhalten, zeigt auch ein Filmbeitrag der Deutschen Wildtier Stiftung, der in der Wildbienen-Installation zu sehen ist. Die Stiftung hat den neuen Ausstellungsbereich zudem mit finanziellen Mitteln unterstützt und erstellt in Zusammenarbeit mit dem Centrum für Naturkunde die „Rote Liste der Wildbienen Hamburgs“. Erste Ergebnisse zeigen, dass es im Stadtgebiet zwar noch viele Arten gibt, etliche davon jedoch sehr selten geworden sind. Insgesamt 585 Wildbienenarten gibt es momentan noch in Deutschland.
Gestalt und Aussehen der Tiere sind vielfältig, weshalb die Bienen manchmal leicht mit Wespen oder Fliegen verwechselt werden können. Der neue Ausstellungsteil zeigt unterschiedliche Arten in Insektenkästen. Infografiken und leicht verständliche Erklärungstexte informieren über die jeweiligen Unterarten und deren Eigenheiten. Einige Wildbienen haben sich etwa auf die Pollen ganz bestimmter Pflanzen als Nahrungsquelle spezialisiert. Der Verlust artenreicher Wiesen und Wälder gefährdet die Tiere deshalb ganz besonders.
Der Eintritt zur neuen Wildbienen-Station ist frei – wie der Besuch des gesamten Zoologischen Museums. Mit etwas Glück summen und brummen sogar echte Wildbienen vor dem Museumseingang umher. Das CeNak hat dort mit finanzieller Unterstützung der Deutschen Wildtier Stiftung eine Wildblumenwiese und Wildbienen-„Hotels“ angelegt, die HafenCity Universität war für die Gestaltung zuständig. Vor Stichen der Tiere muss sich indes niemand fürchten: Wildbienen müssen keine großen Honigvorräte verteidigen und haben deshalb nur einen sehr kleinen Stachel, der bei den meisten Arten nicht durch die menschliche Haut stechen kann und niemals stecken bleibt.