Spinnenparadies Australien - Forschung in HamburgÄlteste Sammlung australischer Spinnen im CeNak – aktuelle Forschungsprojekte
27. Juli 2017
Foto: UHH/CeNak
Wissenschaftlerin Barbara Baehr aus Australien forscht in der CeNak-Spinnen-Sammlung.
Sonnige Strände, tropische Wälder, ökologische Vielfalt. Australien ist ein Paradies – auch für Spinnen. Tatsächlich leben in der ursprünglichen Fauna, die von keiner Eiszeit dezimiert wurde, etwa zehnmal so viele Spinnen wie in Deutschland, geschätzt 9 000 – 11 000 Arten. Sie sind größer als anderswo, manche können tanzen, andere springen und tauchen. Manche sind auch gefährlich, beispielsweise die berühmte Sydney-Trichternetzspinne, die für mehrere Todesfälle verantwortlich ist. Um diese einmalige Fauna zu erforschen, zog Wissenschaftlerin Dr. Barbara Baehr vor 18 Jahren von Deutschland nach Australien. Jetzt kehrte sie für ein Forschungsprojekt zurück. Denn am CeNak kann sie mit der weltweit ältesten und bedeutendsten Sammlung australischer Spinnenarten arbeiten.
„Für meine Forschung ist die Spinnensammlung des CeNak eine extrem wichtige und einmalige wissenschaftliche Quelle“, begründet Barbara Baehr ihre Arbeit für das Queensland Museum in Brisbane. „Von 14 Luchs-Spinnenarten, die ich erforsche, befinden sich zwölf Holotypen im CeNak. In keinem anderen Museum der Welt habe ich diese reiche Grundlage, um Arten innerhalb dieser Gruppe zu beschreiben.“
Die Spuren führen 150 Jahre zurück. Damals sammelte die bedeutende Naturforscherin Amalie Dietrich in Australien im Auftrag des hamburgischen Reeders Cesar Godeffroy Pflanzen, Insekten und andere Kleintiere. Kiste um Kiste schickte sie ins Privatmuseum Godeffroy nach Hamburg. Nach der Schließung des Museums im Jahre 1885 wurden die historischen Schätze in die Sammlung integriert, die heute im CeNak der Forschung dient. Bedeutende Zoologen wie Ludwig Koch und Eduard Graf von Keyserling beschrieben im 19. Jahrhundert viele der darin enthaltenen australischen Arten. Kernstücke der heutigen Sammung sind mehr als 250 Springspinnen- und 150 Wolfspinnen-Arten, darunter zahlreiche Typen aus der Australischen Faunenregion.
Während in Deutschland die Spinnenfauna zu 99 Prozent beschrieben ist, sind in Australien mit 3.500 bekannten Spinnenarten noch etwa 70 Prozent gänzlich unerforscht oder sogar unbekannt. „Da ist es unumgänglich, auf das Typenmaterial des CeNak zurückgreifen zu können“, so Barbara Baehr. Mehrere Folgeprojekt sind angedacht. Dr. Danilo Harms, Leiter der Arachnologie im CeNak: „Wir beabsichtigen, unsere gesamte Sammlung australischer Spinnen zu digitalisieren und der Öffentlichkeit in moderner Form zugänglich zu machen. Zudem arbeiten wir auch an neuen wissenschaftlichen Projekten, um diese Sammlung als Zeitserie zu nutzen. Viele der Tiere sind vor 150 Jahren in Regenwäldern gesammelt worden, die es nun aufgrund der Verstädterung und Habitatzerstörung nicht mehr gibt. Wir können diese nutzen um Veränderungen über eineinhalb Jahrhunderte zu rekonstruieren.“