Wie grün ist Hamburg? Große Natur-Inventur am Aktionswochenende „Natur in der Stadt“ mit Nachweis neuer Arten
19. Juni 2017
Foto: Thomas Behrends
Karthäusernelke mit dem Scheinbockkäfer.
• 7000 Teilnehmer nahmen an 200 Aktionen im Stadtgebiet teil • Über 1000 Tier- und Pflanzenarten nachgewiesen • Rüsselkäfer (Pselactus spadix) erstmals im Hamburger Wattenmeer gesichtet • Energieberg Georgswerder ein Highlight der Diversität
Wie steht es um die Artenvielfalt vor unserer Haustür? Dieser Frage gingen rund 7000 Teilnehmer gemeinsam mit Tier- und Pflanzenexperten auf Hamburgs größtem Natur-Event am vergangenen Wochenende nach. Der Lange Tag der StadtNatur, der GEO-Tag der Natur e. V. und das Centrum für Naturkunde (CeNak) der Universität Hamburg luden gemeinsam zum Aktionswochenende „Natur in der Stadt“ ein. Interessierte konnten aus 200 Aktionen wählen – von der Paddeltour auf der Dove Elbe bis zur Forschungsexpedition in renaturierte Gebiete. Insgesamt sichteten Fachleute und Laien auf ihren Touren über 1000 Pflanzen- und Tierarten. Insgesamt sichteten Fachleute und Laien auf ihren Touren über 1054 Pflanzen- und Tierarten. Unter den knapp 500 Tierarten wurden 89 Vögel-, 259 Insekten-, 13 Fisch- und 62 Muschel- und Schneckenarten nachgewiesen.
An der Tideelbe, auf den Boberger Dünen, dem Energieberg Georgswerder, in Volksdorf und in vielen weiteren grünen Oasen der Stadt führten Zoologen und Botaniker gemeinsam mit 400 naturinteressierten Hamburgern eine Inventur der Natur durch. Gezielt suchten und zählten sie Tier- und Pflanzenarten, um die Vielfalt der Natur zu überprüfen. Die Entdeckung des stark gefährdeten Rüsselkäfers (Pselactus spadix), sorgte für eine Überraschung: Er wurde erstmals im Hamburger Wattenmeer auf Neuwerk nachgewiesen. Außerdem wurde dort ein lange vermisster, gefährdeter Laufkäfer (Dyschirius chalceus) gesichtet. Noch eine Entdeckung: Bei einer Wanderung im Moorburger Hafen wurde der vom Aussterben bedrohte Schierlings-Wasserfenchel gesichtet.
Ein Schwerpunkt der Natur-Inventur lag auf dem Energieberg Georgswerder, ein im Laufe der vergangenen 30 Jahre renaturierter Müllberg in Wilhelmsburg. Zehn Gruppen schwärmten hier mit Lupen und Keschern aus. Allein hier wurden knapp 500 Arten nachgewiesen, davon 275 Pflanzen, 55 Flechten und fast 150 Tierarten – ein Highlight der Diversität.
Im Industriehafen, am Köhlbrand, hatte sich eine Gruppe zum Ziel gesetzt, auf 100 Metern 100 Arten nachzuweisen. Tatsächlich konnten die Spezialisten in dem trockenen Gebiet über 100 Arten verzeichnen.
Auf Neßsand mit naturbelassenen Wald- und umfangreichen Totholz-Vorkommen konnten fünf Arten nachgewiesen werden, die auf der Roten Liste verzeichnet sind, darunter der Scheinbockkäfer (Oedemera nobilis) und der Schnellkäfer (Ampedus elongatulus).
Ein Wissenschaftler-Team des CeNak untersuchte auf einer Tour an der Tideelbe zwischen Hamburg und Geesthacht, wie sich hier die Fischfauna im Vergleich zu einer Bestandsaufnahme vor über 20 Jahren entwickelt hat. Im Untersuchungsgebiet, am Wrauster Bogen, wurde 2014 ein im Vordeichbereich angelegter Priel zur Elbe hin geöffnet. Prof. Ralf Thiel, Fischexperte am CeNak, konnte zusammen mit seinem Team zwölf verschiedene Arten sichten, darunter auch die invasive Schwarzmundgrundel, die sich nach ihrem Erstnachweis im Hamburger Hafen in 2008 inzwischen auch in diesem Abschnitt der Tideelbe etabliert hat. Mit dem Europäischen Aal und dem Rapfen wurden auch zwei gefährdete Fischarten nachgewiesen.
Die finale Auswertung der nachgewiesenen Tier- und Pflanzenarten wird Ende Juli veröffentlicht.
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Hauptförderer des GEO-Tags der Natur ist die Heinz Sielmann Stiftung. Zu Ehren seines 100. Geburtstags präsentiert die Heinz Sielmann Stiftung vom 2. Juni bis zum 5. November gemeinsam mit dem Museum für Naturkunde Berlin die Ausstellung SIELMANN.
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Stiftung Bostelmann