Expedition KuramBio II mit neuen Rekorden und verblüffenden Funden beendet
25. Oktober 2016
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Beispiele von Flügelschnecken, die mit dem Multinetz während Kurambio II gefangen wurden: A: Clione limacina; B: unidentifizierte gymnosome Flügelschnecke; C: Clione limacina; D: Clio spec. E: Limacina helicina; F: Peracle spec. Fotos: Peter Kohnert, Bayrische Staatssammlung München.
Mit neuen Erkenntnissen und verblüffenden Funden ist Angelika Brandt, Professorin für Zoologie am CeNak und Expeditionsleiterin auf dem Forschungsschiff Sonne, von ihrer sechswöchigen Forschungsreise in den Kurilen-Kamtschatka-Graben heimgekehrt ...
Mit neuen Erkenntnissen und verblüffenden Funden ist Angelika Brandt, Professorin für Zoologie am CeNak und Expeditionsleiterin auf dem Forschungsschiff Sonne, von ihrer sechswöchigen Forschungsreise in den Kurilen-Kamtschatka-Graben heimgekehrt. Auf der deutsch-russischen Expedition KuramBio II konnte das internationale Forschungsteam in bislang nicht erreichten Tiefen von 9581 Metern Proben entnehmen, an verschiedenen Stationen unbekannte Arten nachweisen und Verbreitungsgebiete einiger Arten neu definieren. „Wir wissen nun, dass in der Tiefe von 9500 Metern die Diversität der Organismen deutlich niedriger aber die Häufigkeiten der Arten höher ist als in Tiefen von 2000 – 6000 Metern“, erklärt Angelika Brandt. U.a. wurden benthische Muschelkrebse (Ostracoden) erstmals in einer Tiefe von 8250 Metern nachgewiesen. Bisher hatte man angenommen, dass Ostracoden hier aufgrund des enormen Druckes nicht existieren können.
Der interessante und seltene Fund eines Urmollusken, eines lebenden Fossils, gehört zu den Überraschungen der Expedition wie auch der tiefste Fund einer Population von holzbohrenden Meeresassel der Familie Limnoriidae, die bei uns an den Küsten vorkommen und bisher nie im Hadal nachgewiesen worden sind. Angelika Brandt: „Wir kehren von einer erfolgreichen Fahrt zurück, auf der wir Rekorde erzielt, Unerwartetes gesehen und erlebt und vor allem unser großes Ziel erreicht haben: Wir können bereits nach den ersten Grobsortierungen an Bord des FS Sonne einige interessante biogeographische Trends erkennen. Dazu gehören, dass der offene Pazifik eine weitestgehend andere Fauna als das Japanische und auch das Ochotskische Meer beherbergt. Dennoch gibt es einige Arten im südlichen Kurilen Kamtschatka Abyssal, die auch im Ochotskischen Meer nachgewiesen worden sind. Wir müssen daher davon ausgehen, dass der Kurilen-Kamtschatka Graben in der Tat die Fauna des Kurilen Beckens des Ochotskischen Meeres vom NW Pazifik isoliert. Dennoch gibt es auch Arten, die diese Isolationsbarriere zu überbrücken vermögen und möglicherweise durch die Krusenstern und Bussol Straße das offene Abyssal des NW Pazifiks erreichen können.“