Ein Gespräch mit den neuen CeNak-Kuratoren Danilo Harms und Martin Husemann„Wir sehen enormes Entwicklungspotential“
14. Oktober 2016
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Die beiden neuen CeNak-Kuratoren Martin Husemann (links) und Danilo Harms (rechts). Foto: Gerisch/GeNak
Im Sommer haben zwei neue Kuratoren im CeNak ihre Arbeit aufgenommen. Martin Husemann, Abteilungsleiter Insektenkunde (Entomologie), und Danilo Harms, Abteilungsleiter für Spinnentiere und Tausendfüßer (Arachnologie). Wo liegen ihre Forschungsansätze ...
Im Sommer haben zwei neue Kuratoren im CeNak ihre Arbeit aufgenommen. Martin Husemann, Abteilungsleiter Insektenkunde (Entomologie), und Danilo Harms, Abteilungsleiter für Spinnentiere und Tausendfüßer (Arachnologie). Wo liegen ihre Forschungsansätze, was sind ihre Pläne für die Sammlungen, wo sehen sie Entwicklungspotential? Hier ein paar Antworten.
Erforschen, erklären, erhalten. Wie setzen Sie diesen Auftrag hier im CeNak um?
Martin Husemann:
Wir binden Studenten bereits früh in ihrem Studium in die sammlungsbezogene Forschung ein. Dabei möchten wir die eigene Begeisterung für Insekten bzw. Spinnentiere und Tausendfüßer und ihre Bedeutung für die Umwelt, den Erhalt der Artenvielfalt und den Schutz des Lebensraumes an die Studenten weitergeben.
Ich betreibe Grundlagenforschung so, dass die Ergebnisse auch im Naturschutz angewandt werden können. Dazu gehören für mich populationsgenetische Arbeiten, um die Gefährdung von Populationen zu verstehen, aber ebenso die Beschreibung neuer Arten und ihrer verwandtschaftlichen Verhältnisse dazu.
Danilo Harms:
Wir haben ja unwahrscheinliches Potential in den Sammlungen und viele Projektideen. Unsere Expertise als Zoologen versuchen wir der Öffentlichkeit zugängig zu machen. Wir erreichen das durch unsere Ausstellungen, aber auch durch Beratungen. Ich würde sehr gern einmal eine Spinnenausstellung am CeNak machen. Das wäre ein richtiger Spaß – Spinnen sind ja faszinierende Wesen und wir hätten mit Sicherheit viele Besucher!
Potential sehe ich auch in der Sammlungsentwicklung. Die arachnologische Sammlung hatte mehrere Jahre keinen festangestellten Kurator und ist ein bisschen „eingeschlafen“. Ich möchte, dass die Sammlung ein Ort der aktiven Forschung wird, in der viele Menschen arbeiten: Studenten, erfahrene Wissenschaftler aber auch interessierte Laien. Die Sammlung als Grundlage für Wissensaustausch und Forschung.
Wo sehen Sie das Potential des CeNak und Ihrer Abteilung?
Danilo Harms:
Wir sehen enormes Entwicklungspotential. Unsere Sammlung ist einmalig und sehr groß, aber noch recht wenig bekannt. Neben der Sammlungserfassung und Erweiterung geht es hier vor allem auch um moderne Methoden der musealen Forschung, wie z.B. die Erstellung von Gewebe- und DNA Sammlungen, an denen wir jetzt arbeiten. Momentan sind wir mit einer ganzen Reihe von organisatorischen Projekten befasst, z.B. neue Räume für die Präparatoren zu schaffen, unsere DNA-Labore besser auszustatten und eine Gewebesammlung einzurichten. Längerfristig würde ich hier gern die größte Spinnentiersammlung in Deutschland aufbauen. Mal sehen ob ich das schaffe…
Insgesamt wollen wir neben den klassisch systematischen Forschungen, wie beispielsweise Artbeschreibungen und Dokumentation, verstärkt molekularbiologisch arbeiten. Ich persönlich finde Biogeografie sehr spannend, also die Frage, wie Biodiversität entsteht und wie sie global verteilt ist. Jedoch sind wir für alle Projekte im Forschungsbereich der Achtbeiner und Tausendfüßer zu haben: von ökologischen Studien bis hin zu speziellen Fragen der molekularen Evolution.
Martin Husemann:
Ganz weit vorn. Wir haben sehr motivierte Mitarbeiter und eine der größten deutschen Insektensammlungen, an der viel zu tun ist und die stetig wächst und auch wachsen soll. Die Sammlung ist die Basis für unsere Forschung. Zusammen mit den Studenten arbeiten wir an verschiedenen Taxa, wie Ödlandschrecken, Gottesanbeterinnen, Köcherfliegen und Hummeln. Wir wollen die Sammlung über verschiedene Digitalisierungsansätze zugänglicher machen. Und wir möchten sie bekannter machen.
Was möchten Sie aus Ihrem bisherigen Arbeitsfeld hier einbringen?
Martin Husemann:
In Halle habe ich begonnen, die Wechselbeziehungen von Hummeln, Milben und Viren zu untersuchen. Diesen Forschungsansatz möchte ich hier ausbauen. Daneben versuche ich, meine molekulargenetische Expertise beim Aufbau des neuen Labors einzubringen.
Ich werde einige meiner Kooperationspartner, die taxonomische Experten für verschiedene Tiergruppen sind, nach Hamburg einladen, damit diese mit der Sammlung arbeiten und diese verbessern können. Einige dieser Wissenschaftler werden im Zuge des Kolloquiums den Studenten Anregungen von außen liefern. Zudem will ich meine Kooperation mit dem Iran ausbauen und langfristig ein Diversitätsprojekt dort aufbauen; das CeNak ist die optimale Basis für ein solches Vorhaben.
Danilo Harms:
Ich habe viele Jahre im Ausland verbracht und dort viel gelernt und mitgenommen. Zum einen die Denkweise: flexibel zu sein und immer auf der Suche nach etwas Neuem und Spannenden. Der ständige Wunsch nach Veränderung und Fortschritt.
In Australien hatte ich sehr viel Interaktion mit Wissenschaftlern aus aller Welt und konnte viele Verbindungen aufbauen. Meine neue Technische Assistentin hat ebenfalls in mehreren Ländern gearbeitet und verfügt über umfangreiche Kontakte nach Kanada, den USA und Südamerika. Diese Kontakte möchten wir intensivieren, z.B. über gemeinsame Projekte mit unseren Kollegen im Ausland.
Martin und ich wollen auch verstärkt Gastwissenschaftler zur Arbeit mit unseren Sammlungen gewinnen und eine Vortrags- und Wissenschaftskultur am CeNak aufbauen, die von gegenseitigem Austausch geprägt ist. Innerhalb des Hauses – also zwischen den Arbeitsgruppen – wollen wir stärker zusammen arbeiten, um größere Projekte zu schultern und uns gegenseitig zu ergänzen. Martin hat da eine ganz ähnliche Sichtweise und wir arbeiten bereits eng zusammen, beispielsweise indem wir gemeinsam Labore einrichten und wissenschaftliche Projekte planen.
Hier mehr Infos zu den Profilen von Danilo Harms und Martin Husemann.