Vor 125 Jahren wurde Hamburgs Naturkundemuseum eröffnetBlick zurück nach vorn
12. September 2016
Foto: UHH/CeNak, Archiv
Innenansicht des Hamburger Naturkundemuseums vor seiner Zerstörung 1943
Es war das Mekka für Naturliebhaber und Wissbegierige, ein illustres und hoch frequentiertes Ausflugsziel mitten in der Hamburger City. Am 17. September 1891, vor 125 Jahren, wurde Hamburgs Naturhistorisches Museum am Steintorwall eröffnet. Ein eindrucksvoller wilhelminischer Bau ...
Es war das Mekka für Naturliebhaber und Wissbegierige, ein illustres und hoch frequentiertes Ausflugsziel mitten in der Hamburger City. Am 17. September 1891, vor 125 Jahren, wurde Hamburgs Naturhistorisches Museum am Steintorwall eröffnet. Ein eindrucksvoller wilhelminischer Bau mit großzügigem Innenhof, mehreren Stockwerken, umlaufenden Galerien und freitragenden Brücken. Nach Berlin war es das zweitgrößte Naturkundemuseum Deutschlands und ein Publikumsmagnet für alle, die für ein paar Stunden in die Tierwelt Afrikas, Ozeaniens oder Australiens reisen wollten. Kein anderes Naturkundemuseum zog im Kaiserreich so viele Besucher an.
Sammelleidenschaft war der Grundstock dieser Ausstellung, die von Hamburger Reedern, von Kapitänen und Kaufleuten zusammengetragen wurde. Darunter war u. a. das, was der Hamburger Reeder Johan Cesar VI. Godeffroy (1813–1885) von Südseereisen mitbringen ließ und der Kaufmann und Naturforscher Peter Friedrich Röding (1767–1846) in seinem „Museum für Gegenstände der Natur und Kunst“ zur Schau gestellt hatte. Finn- und Buckelwale, das Skelett eines Blauwals und einer im 18. Jahrhundert bereits ausgestorbenen Stellerschen Riesenseekuh, außerdem Elefanten, Affen und Nashörner, zählten zu den Hauptattraktionen.
1943 setzte ein Feuersturm dieser großen Schau der Tiere aus aller Welt ein Ende. Bombenangriffe der Alliierten auf Hamburgs Innenstadt während der sogenannten Operation Gomorrha legten das Haus und mit ihm einen großen Teil der bedeutenden naturhistorischen Schätze in Schutt und Asche. Glücklicherweise konnten Teile der Sammlung gerettet werden. Die umfangreiche Alkoholsammlung überstand den Feuersturm in leerstehenden U-Bahnschächten, die Vogelsammlung in einer Burg in Sachsen. Hamburgs Mona Lisa, ein einzigartiger Narwalschädel mit zwei Zähnen aus dem Jahr 1684, wurde von einem Präparator gerettet, eingemauert in einem Kellerraum mitten im Museum. Der Narwal erinnert heute im Zoologischen Museum an die großen vergangenen Zeiten eines Hamburger Wissenstempels der Naturwissenschaften.
Erst Anfang der 1950er Jahre wurde die Ruine des alten Naturkundemuseums abgetragen. Die erhaltenen Sammlungen überführte die Stadt Hamburg 1969 in den Besitz der Universität. Langsam wuchsen sie wieder und gehören heute zu den bedeutendsten wissenschaftlichen Sammlungen Deutschlands. Doch fehlt es an einem adäquaten Bau zur Unterbringung der vielen Millionen Objekte mit zeitgemäßer Ausstellung.
Seit der Gründung des Centrums für Naturkunde (CeNak) vor zwei Jahren verfolgt die Universität Hamburg das Ziel, die Objekte als Archiv des Lebens nicht nur zu erhalten und zu mehren, sondern sie zudem für die Wissenschaft, für die Hamburger und externen Besucher in einem neuen Naturkundemuseum zugänglich zu machen – in der Tradition des historischen Hauses und mit den Möglichkeiten aktueller multimedialer Ausstellungsgestaltung: als Schaufenster der Wissenschaft für die Öffentlichkeit und als Forschungszentrum der Biodiversität und Artenvielfalt.
Für Rückfragen:
Mareen Gerisch
Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Centrum für Naturkunde (CeNak)
Tel.: +49 40 42838-8846
E-Mail: mareen.gerisch"AT"uni-hamburg.de