Forscherteam der Universität erarbeitet Fischartenatlas für die Freie und Hansestadt Hamburg
31. März 2015
Foto: UHH / Thiel
Trotz seiner seit etwa 15 Jahren zu beobachtenden Bestandszunahme ist der Wels in Hamburg immer noch als gefährdete Fischart einzustufen.
Kaulbarsch, Gründling und Bitterling sind nur einige der Fischarten, die in den Gewässern des Hamburger Stadtgebietes beheimatet sind. Wie es um deren Bestand bestellt ist, wodurch sie gefährdet sind und wie man sie am besten schützen kann, haben Prof. Dr. Ralf Thiel und Renate Thiel vom Centrum für Naturkunde (CeNak) der Universität Hamburg im Auftrag der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) ...
Kaulbarsch, Gründling und Bitterling sind nur einige der Fischarten, die in den Gewässern des Hamburger Stadtgebietes beheimatet sind. Wie es um deren Bestand bestellt ist, wodurch sie gefährdet sind und wie man sie am besten schützen kann, haben Prof. Dr. Ralf Thiel und Renate Thiel vom Centrum für Naturkunde (CeNak) der Universität Hamburg im Auftrag der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) der Freien und Hansestadt Hamburg analysiert. Zudem wurden vorliegende Daten aus mehr als 100 Jahren einbezogen. Auf Basis der Forschungsergebnisse hat die BSU nun den „Atlas der Fische und Neunaugen Hamburgs“ herausgegeben, der auch eine Beurteilung der Situation im Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer umfasst.
Die Auswertungen zeigen, dass im Hamburger Stadtgebiet insgesamt 57 Fisch- und Neunaugenarten aus 20 Familien zu verzeichnen sind. Sieben dieser Spezies sind sogenannte Neozoen, das heißt, sie sind aus einer anderen Region eingewandert oder eingeschleppt worden. Dazu gehören zum Beispiel die Schwarzmundgrundel, der Sonnenbarsch und der Amerikanische Zwerghundsfisch. Anhand ihrer Fischfauna wurde die Lebensraumqualität der Gewässersysteme Elbe/Hafen, Alster, Bille, Moorburger Landscheide, Düpenau, Este, Seevekanal und Wedeler Au bewertet.
Ein wesentlicher Schwerpunkt war auch eine Gefährdungsanalyse für die in Hamburger Gewässern lebenden Fischarten. Die sieben Neozoen wurden bei dieser Einschätzung nicht berücksichtigt. Von den verbleibenden 50 Arten sind insgesamt elf (22%) bestandsgefährdet, etwa das Bachneunauge und der Schlammpeitzger. Der Atlantische Lachs ist sogar vom Aussterben bedroht. Bereits als ausgestorben oder verschollen gelten der Europäische Stör und der Maifisch; die Äsche ist „extrem selten“. „Insgesamt wurden somit 14 Arten in eine Rote-Liste-Kategorie eingestuft“, fasst Prof. Ralf Thiel, Leiter der Abteilung Ichthyologie des CeNak an der Universität Hamburg, die Ergebnisse zusammen.
Im Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer, in der Elbmündung vor Cuxhaven, wurden 59 Arten gezählt, von denen neun bestandsgefährdet und sieben auf der Vorwarnliste sind. Für acht Spezies reicht die Datenlage für eine Einschätzung nicht aus. Fünf der gefährdeten Arten im Nationalpark sind auch in der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union von 1992 aufgeführt, die besonders schutzwürdige Arten und Lebensräume ausweist.
Die Studie zeigt, dass die Bestände einer ganzen Reihe von Arten seit Mitte des 19. Jahrhunderts abgenommen haben, was Hilfs- bzw. Schutzmaßnahmen im Hamburgischen Wattenmeer sowie dem Stadtgebiet notwendig macht. „Im Vergleich zur letzten Studie von 1991 haben sich zwar viele Arten deutlich erholt, dennoch müssen weitere Schritte unternommen werden“, so Thiel. So müsse etwa die Durchgängigkeit der Fließgewässer für die Tiere weiter verbessert werden.
Dem Fischartenatlas zufolge sind im Hamburger Stadtgebiet neben Gewässerbau und -unterhaltung vor allem die Nähr- und Schadstoffbelastung sowie die Kühlwassernutzung und der Klimawandel Gefahren für die Fischfauna. Im Wattenmeer kommen weitere, durch den Menschen verursachte Veränderungen der Lebensräume sowie die Fischerei hinzu.
Die Datengrundlage der Analyse waren rund 4500 Beprobungen aus einem Zeitraum von Mitte des 19. Jahrhunderts bis 2013, die im Artenkataster der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt abgelegt wurden. Damit kann nicht nur die aktuelle Situation dargestellt werden, sondern auch eine langfristige Entwicklung. Die letzte umfassende Darstellung zur Fischfauna Hamburgs stammt aus dem Jahr 1991. Prof. Thiel erklärt: „Der neue Artenatlas ist ein weiteres Beispiel für die erfolgreiche Kooperation zwischen der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt und der Universität Hamburg.“
Weiterführende Links
Für Rückfragen:
Prof. Dr. Ralf Thiel
Universität Hamburg
Centrum für Naturkunde
Tel.: +49 40 42838-5637
E-Mail: Ralf.Thiel"AT"uni-hamburg.de