Schwarze Hausschlange entwickelte sich vielfältiger als bislang angenommenCeNak-Forscher beschreibt weitere Arten auf den Inseln São Tomé und Príncipe
5. März 2021
Auf den ersten Blick fallen kaum Unterschiede auf: Rein äußerlich sehen die Schwarzen Hausschlangen auf den afrikanischen Inseln São Tomé und Príncipe fast so aus, wie ihre engen Verwandten auf dem Festland. Aus diesem Grund gingen Experten bislang davon aus, dass es sich um die gleiche Art handeln müsse. Jüngste Untersuchungen durch ein internationales Team um Dr. Jakob Hallermann, Kurator für die Herpetologie am CeNak, deckten bei den Tieren jedoch sowohl eine deutliche genetische als auch kleinere morphologische Unterschiede auf.
Wie kam die Schwarze Hausschlange auf die Inseln? Mehr als 200 Kilometer sind São Tomé und Príncipe vom afrikanischen Kontinent entfernt. „Viel zu weit für die Reptilien, um schwimmend einzuwandern, aber eine Verschleppung durch Treibholz oder Vögel ist durchaus möglich.“, weiß Jakob Hallermann, der auch aus diesem Grund genauer die Artenvielfalt auf den kleinen Inseln im Südatlantik untersuchte. Gemeinsam mit einem Team aus internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschte er mithilfe von genauen morphologischen sowie molekularen Methoden Proben der Hausschlangenart Boaedon bedriagae von São Tomé und verglich diese mit den Exemplaren, die auf dem Festland und Príncipe leben.
Sie fanden heraus, dass es sich um drei verschiedene Arten handelt, die je auf dem Festland, São Tomé und Príncipe vorkommen. Ihre Ergebnisse wurden jüngst in „African Journal of Herpetology“ veröffentlicht. „Weil die räumliche Trennung zum Festland schon so lange besteht, war es sehr wahrscheinlich, dass sich die Arten auf den Inseln unterschiedlich entwickeln und mit der Zeit neue Arten herausbilden.“, fasst Hallermann zusammen. Äußerlich verraten nur die eingefassten Seitenlinien am Kopf der Schlangen, die sich in ihrer Länge leicht variieren, dass es sich um verschiedene Arten handeln könnte. Schon in einer Publikation aus dem Jahr 1870 von Jan und Sordelli sind diese prägnanten Linien erkennbar – es zeigt ein Exemplar aus dem Hamburger Museum, das ursprünglich von der Insel São Tomé stammte. Die neue Art, die lediglich auf Príncipe vorkommt, wurde nun von dem Forscherteam Boaedon mendesi genannt.
So wurden die Forschenden auch auf eine Ungenauigkeit aufmerksam, die das Typusexemplar der Schwarzen Hausschlange (Boaedon nigrum Fischer 1856) in der CeNak-Sammlung betrifft. Bereits 2017 als Schatz des Monats vorgestellt, gingen CeNak-Forschende fälschlicherweise bislang davon aus, dass es sich hierbei – wie 1856 von Johann Gustav Fischer beschrieben – um ein Exemplar von der Insel São Tomé handelt. „Wir können nun sagen, dass der Fundort der Schlange damals wohl nicht richtig zurückverfolgt wurde. Unsere Untersuchungen des Exemplars zeigten, dass es sich hier um ein Exemplar von Festland aus Westafrika handeln muss.“, erläutert Hallermann.
Kontakt
Dr. Jakob Hallermann
Wissenschaftliche Mitarbeiter Abt. Herpetologie
Tel.: +49 40 42838-2283
E-Mail: Hallermann@zoologie.uni-hamburg.de