Weitere Funde der Asiatischen Hornisse in Hamburg und deren Bedeutung
13. Februar 2020
Foto: Willi Müller
Das Nest der Asiatischen Hornisse, gefunden in Horn/Billbrook.
Weitere Funde bestätigen die Annahme, dass sich die Asiatische Hornisse (Vespa velutina nigrithorax) in Hamburg angesiedelt hat. Nach dem Fund eines lebenden Exemplars in Billbrook haben Bürgerwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler jetzt außerdem ein verwaistes Nest und ein Vorkommen mit etwa 80 Individuen gemeldet. „Wir können anhand von Fotos bestätigen, dass es sich um Exemplare der Art Vespa velutina nigrithorax handelt“, bekräftigt Martin Husemann, Leiter der Insektenabteilung am Centrum für Naturkunde (CeNak) der Uni Hamburg. Auch die Zugehörigkeit des Nestes wurde von den Experten Quentin Rome und Rolf Witt bestätigt. Wespenspezialist Rolf Witt gibt Entwarnung.
„Wer einer Asiatischen Hornisse begegnet, sollte sich genauso wie bei den anderen heimischen Wespenarten verhalten. Niemals selber ein Nest bekämpfen“, betont Rolf Witt. „Eine höhere Aggressivität als bei den lästigen Kurzkopfwespen oder eine höhere Giftwirkung als bei Honigbiene bzw. heimischen Hornisse ist nicht vorhanden.“
Für den Bestand der heimischen Hornissen oder Wildbienen durch die Vespa velutina sieht Witt „absolut kein Gefahrenpotential“, und erkennt auch für die Honigbiene keine unmittelbare Bedrohung: „Das Gefährdungspotential ist nicht höher als bei der heimischen Hornisse (Vespa crabro), die auch regelmäßig an Honigbienenstöcken in kleinen Mengen Honigbienen erbeutet. Alle bisherigen Beobachtungen aus Deutschland, darunter auch eigene, zeigen, dass es bisher nicht zu nennenswerten Vorfällen gekommen ist und sich die Situation anders als in Südeuropa darstellt.“
Die Nähe der Fundorte zueinander könnte zeigen, dass es sich momentan um eine eher lokale Ansiedlung der Art handelt. „Eventuell gab es im letzten Jahr nur ein Nest in Hamburg“, so Martin Husemann.
Rolf Witt geht davon aus, dass das in Hamburg entdeckte Volk seinen normalen Entwicklungszyklus beendet hat und diverse Jungköniginnen und Männchen geschlüpft sind: „Unklar bleibt, inwieweit und wie viele Jungköniginnen begattet wurden. Aber es ist davon auszugehen, dass es in diesem Jahr zu einigen Nestgründungen kommen wird.“
Seit 2004 breitet sich die aus Südostasien stammende Hornissenart über Frankreich in Europa aus. Mit den jüngst bestätigten Funden in Hamburg-Billbrook und -Horn kann zumindest von einer vorübergehenden Ansiedlung gesprochen werden.
Im Zuge der Globalisierung des Handels sowie der Zunahme des weltweiten Tourismus gelangen immer mehr Tier- und Pflanzenarten aus ihren ursprünglichen Verbreitungsgebieten in fremde Länder und Ökosysteme. „Gelingt es einer Art, sich stark zu vermehren, sich auszubreiten und sich sogar zu etablieren, können daraus negative Auswirkungen auf die Biodiversität und die damit verbundenen Ökosystemdienstleistungen sowie gegebenenfalls auf Gesundheit und Wirtschaft erwachsen“, umreißt Christian Hach von der Behörde für Umwelt und Energie in Hamburg die Situation.
Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina nigrithorax) wurde 2016 durch die Europäische Kommission gelistet. Da diese Art bisher nur im Südwesten Deutschlands gefunden wurde und sie sich darüber hinaus derzeit hierzulande noch nicht flächig verbreitet hat, unterliegt sie der Früherkennung.
Christian Hach: „Wir bitten die Bürgerinnen und Bürger, mögliche Funde schnellstmöglich den zuständigen Behörden unter Angabe des Fundortes, des Datums und - wenn möglich mit Belegfotos - per Mail zu melden. Die Behörden prüfen die Vorkommen und leiten, sofern erforderlich, entsprechende Maßnahmen zur Beseitigung ein.“
Meldung von Funden der Asiatischen Hornisse an das CeNak (martin.husemann@uni-hamburg.de) und direkt an die Umweltbehörde (Invasive-Arten@BUE.Hamburg.de).
Umgang mit gebietsfremden Arten in der EU
Mit Inkrafttreten der „Verordnung (EU) Nr. 1143/2014 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 22. Oktober 2014 über die Prävention und das Management der Einbringung und Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten schaffte die EU erstmals einen für alle Mitgliedstaaten verbindlichen Rechtsrahmen zum Umgang mit invasiven gebietsfremden Tier- und Pflanzenarten. Die Verordnung zielt dabei auf die Prävention der Einbringung, Schaffung von Überwachungs- und Frühwarnsystemen, Beseitigung von Populationen in frühen Invasionsphasen und das Management bereits etablierter Populationen invasiver gebietsfremder Arten ab.
Die durch die Europäische Kommission veröffentlichten, sogenannten Unionslisten führen insgesamt 66 invasive gebietsfremde Tier- und Pflanzenarten auf, deren negative Auswirkungen auf die Biodiversität als erheblich angesehen werden und die ein hohes, länderübergreifendes Ausbreitungspotenzial besitzen, so dass ein konzertiertes, Mitgliedsstaaten übergreifendes Vorgehen auf Unionsebene als notwendig erachtet wird, um den negativen Auswirkungen zu begegnen.
Arten, deren Auftreten in Hamburg umgehend gemeldet werden müssen, sind zum Beispiel der Nordamerikanische Ochsenfrosch (Lithobastes catesbeianus), der Heilige Ibis (Threskiornis aethiopicus), die Wasserhyazinthe (Eichhornia crassipes). Die vollständige Liste der Arten mit Kennzeichnung ob diese der Früherkennung unterliegen hat das Bundesamt für Naturschutz bereitgestellt und ist hier abrufbar.
Für Arten, die in Deutschland und Hamburg weit verbreitet sind, z.B. das Drüsige Springkraut (Impatiens glandulifera) oder der Waschbär (Procyon lotor), besteht keine zwingende Meldepflicht. Für diese Arten entwickeln die Mitgliedsstaaten gemäß den Vorgaben der Verordnung wirksame Managementmaßnahmen, mit dem Ziel, die negativen Auswirkungen der gebietsfremden invasiven Arten auf die Biodiversität und die damit verbundenen Ökosystemdienstleistungen sowie gegebenenfalls auf die menschliche Gesundheit oder die Wirtschaft zu minimieren und die Ausbreitung der Populationen einzudämmen. Eine Beseitigung dieser bereits weit verbreiteten Arten aus dem Ökosystem wird häufig nicht mehr möglich sein.
Weitere Informationen zu diesem Thema
Behörde für Umwelt und Energie
Rolf Witt (Umwelt- & Medienbüro Witt, Edewecht, www.umbw.de)
http://frelonasiatique.mnhn.fr/home/
http://www.hornissenschutz.de/vespa-velutina-deutsch.htm
Meldung von Funden der Asiatischen Hornisse
Invasive-Arten"AT"BUE.Hamburg.de
Kontakt
Dr. Martin Husemann
Centrum für Naturkunde
Universität Hamburg
Martin-Luther-King-Platz 3
20146 Hamburg
Martin.Husemann@uni-hamburg.de