CeNak-Studie: Die asiatische Hornisse erreicht Hamburg
5. Februar 2020
Foto: UHH/CeNak, Dalsgaard
In Hamburg angekommen: die asiatische Hornisse.
Die asiatische Hornisse (Vespa velutina nigrithorax) hat Hamburg erreicht. Erstmals identifizierten Wissenschaftler des Centrums für Naturkunde der Universität zusammen mit Bürgerwissenschaftlern ein lebendes Exemplar in Billbrook. Die Studie, die den aktuellen Wissensstand zur Invasion dieser Art zusammenfasst, ist in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins „Evolutionary Systematics“ erschienen.
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Zur aktuellen News „Weitere Funde der Asiatischen Hornisse in Hamburg und deren Bedeutung“
Invasive Arten sind eine der großen Herausforderungen in der modernen Welt, da sie sich durch die Globalisierung stark ausbreiten und so einheimische Arten bedrohen. Sie zählen so zu den bedeutenden ökologischen und evolutionären Treibern. Hamburg als Hafenstadt mit In- und Export steht hier besonders im Fokus, denn durch das „Tor zur Welt“ kommen neue, hier nicht heimische Arten in die Hansestadt.
Die asiatische Hornisse ist für ihr aggressives Verhalten gegenüber Honigbienen bekannt und wird daher vor allem von Imkern als ernsthafte Bedrohung für die Bienenzucht, aber auch darüber hinaus für andere Insekten gefürchtet. Das nun gefundene und beschriebene Exemplar ist 2,2 Zentimeter groß und wurde in Hamburg-Billbrook auf einem Firmengelände gefunden. Die Hornissen, die vor allem in Südchina, Ostindien und Indonesien beheimatet sind, werden bis zu drei Zentimeter groß und sind damit kleiner als einheimische Hornissen.
Ursprünglich reiste die Art offenbar über ein Nest in Töpferei-Produkten von Ostchina nach Europa. Das erste Exemplar dieser Art wurde 2005 in Südwestfrankreich gesichtet. Die Hornisse breitete sich in den Folgejahren schnell und unkontrolliert in Europa aus, über ganz Frankreich, in Teilen Spaniens, Portugals, Belgiens, Italiens, der Niederlande, Großbritanniens und im Südwesten Deutschlands. Die geschätzte Invasionsgeschwindigkeit für Frankreich liegt bei 78 Kilometern im Jahr.
„Tatsächlich kann die Ausbreitung von Arten aufgrund anthropogener Faktoren, also dem zufälligen Transport durch den Menschen, erheblich beschleunigt werden“, sagt Dr. Martin Husemann, Leiter der Entomologie (Insektenkunde) am CeNak. Der erste Fund in Norddeutschland ist für ihn ein Grund zur Wachsamkeit: „Wir müssen den Hamburger Fund ernst nehmen und die Ausbreitung der Art beobachten.“
Es ist noch nicht klar, ob sich in Norddeutschland schon eine Population der asiatischen Hornisse angesiedelt hat oder ob es sich bei dem in Hamburg gesammelten Tier um einen Einzelfund handelt. „Angesichts der schnellen Invasionsgeschwindigkeit der Art und ihrer relativ hohen Klimatoleranz ist es jedoch durchaus möglich, dass die Art eigenständig nach Hamburg gelangt ist und sich dort jetzt vermehrt“, räumt Husemann ein. Der neue Fund könnte die Annahme widerlegen, dass der norddeutsche Raum klimatisch ungünstig für die asiatische Hornisse ist.
Die Insektenforscher um Martin Husemann legten in diesem Zusammenhang auch eine Studie zu der tropischen Ameise Brachymyrmex cordemoyi vor, einer weiteren invasiven Art. Nach einem Fund in den Niederlanden haben sie jetzt eine weitere Population im Südwesten Deutschlands, in der Nähe von Euskirchen, bestätigt. Es wird vermutet, dass die kleine Ameisenart wahrscheinlich über tropische Pflanzen eingeführt wurde. Martin Husemann: „Besonders kleine und stressresistente Arten können den Ferntransport überstehen und sich in neuen Umgebungen mit einem speziellen Mikroklima einnisten, wie beispielsweise in Häusern, Gewächshäusern oder Schwimmbädern, ohne in natürliche Umgebungen zu entkommen. Allerdings kann der Klimawandel dazu führen, dass diese Arten sich in Zukunft auch im Freien ausbreiten, mit unvorhersehbaren Konsequenzen für unsere heimische Natur.“
Kontakt
Dr. Martin Husemann
Universität Hamburg
Centrum für Naturkunde
Tel.: +49 40 42838-2373
E-Mail: martin.husemann@uni-hamburg.de