Ausstellung zum Wattboden eröffnet: Der Vermittler zwischen den Welten
12. Dezember 2019
Foto: UHH/CeNak, Mentz
Die Ausstellungsmacher (v. l. nach r.): Andreas Schmidt-Rhaesa (CeNak), Elisabeth Oechtering (BUE), Gisela Gröger (BUE), Lioba Thaut (CeNak), Lars Kutzbach (Institut für Bodenkunde).
Große Worte für eine scheinbar eintönige Masse. Als „Vermittler zwischen den Welten“ und „jung, dynamisch, sozusagen wie in der Pubertät“ beschrieben die Redner den Wattboden bei der Eröffnung der Sonderausstellung „Watt erleben – Wattboden verstehen“ im Zoologischen Museum Hamburg (12.12.19 – 31.5.20).
In Kooperation mit der Behörde für Umwelt und Energie (BUE) und dem Institut für Bodenkunde der Universität Hamburg hat das CeNak eine Ausstellung konzipiert, die anschaulich vermittelt, wieviel Leben sich im Wattboden tummelt und welch wichtige ökologische Funktion er hat – letztlich auch wie vielschichtig er in Form und Farbe ist. Schlussendlich sei er ein würdiger „Boden des Jahres 2020“.
Bilder der Ausstellung führen uns in Naturschutzgebiete, die wir nicht einfach so betreten dürfen, und stellen uns Wattflächen mitten in Hamburg vor, die wir täglich sehen können, denen wir normalerweise aber keine Aufmerksamkeit schenken. Im begehbaren Sandlückensystem können wir das Treiben von Miniaturtieren bequem beobachten. Und die für das Watt typische Plattflunder glitscht hier im Zoologischen Museum – lebensecht nachgebildet – nicht so schnell weg.
Auch wenn bei der Ausstellungseröffnung mit Blick auf das Weltnaturerbe Wattenmeer der Ausspruch zitiert wurde „Wattboden kennt ja jeder“ wurde ziemlich schnell klar: Wir wissen wenig über diese Flächen, die mal nass, mal trocken sind und in denen sich viele dynamische Prozesse abspielen. Prof. Dr. Lars Kutzbach vom Institut für Bodenkunde beschrieb – wie auch in der Ausstellung zu sehen – diesen Teil der oberen Erdkruste als eine Welt für sich, durchdrungen von Gestein, Wasser, Luft und Lebewesen, mit vielfältigen Einflüssen selbst auf das globale Klimasystem.
Wie extrem und auch vielfältig dieser Lebensraum im Wechsel der Gezeiten ist, schilderte Prof. Dr. Andreas Schmidt-Rhaesa, CeNak-Kurator und Abteilungsleiter Wirbellose Tiere. Winzig klein und unscheinbar sind die Würmer, die den Sand umarbeiten und für Sauerstoff in tieferen Ebenen sorgen. Außerdem klärte er auf, dass die geschätzte Auster „Sylter Royal“ eine japanische Felsenauster sei, die nach dem teilweisen Aussterben der europäischen Art im vergangenen Jahrhundert gezielt eingeführt wurde.
Das Kuratorium Boden des Jahres hat den Wattboden zum "Boden des Jahres 2020" gewählt. Die Schirmherrschaft hat Umweltsenator Jens Kerstan übernommen.
Mehr Informationen zur Ausstellung und dem Aktionsprogramm u.a. mit Wanderungen durchs Nordseewatt, Fahrradtouren zu den Hamburger Flusswattflächen und dem Familienprogramm „Watt geht ab?“