Schatz des Monats: Der Nachtvogel Humboldts
9. September 2019
Foto: UHH/CeNak, Stau
Die Fettschwalme aus der ornithologischen Sammlung in der Sonderausstellung "Humboldt lebt!"
Doppelt hält besser - den Schatz des Monats September gibt es gleich zweimal im Zoologischen Museum! Steatornis caripensis oder auf Spanisch auch Guácharo bedeutet übersetzt so viel wie Fettschwalm. Seit Mai ist einer der beiden Fettschwalme nun in der Sonderausstellung „Humboldt lebt!“ im Zoologischen Museum zu sehen. Der andere ruht noch immer in unserer ornithologischen Sammlung.
Wie der Schatz zu uns ins Museum kam
Der eine Fettschwalm fand seinen Weg über die Bundesforschungsanstalt für Forstwirtschaft in Reinbek im Jahr 1957 zu uns ins Zoologische Museum, der andere stammt aus Kolumbien. Vom Cerro Munchique wurde er schließlich 1971 mit weiteren 100 Tieren an das Zoologische Museum in Hamburg verkauft und hat damit die im Zweiten Weltkrieg stark zerstörte Sammlung verstärkt.
Der Ölvogel aus Venezuela
Auf einer seiner Expeditionen in das heutige Venezuela führten Einheimische Alexander von Humboldt in eine dunkle Höhle und zeigten ihm einen für sie längst bekannten Vogel: den Fettschwalm. So beschrieb Humboldt die Vogelart 1817 erstmals ausführlich und ordnete sie wissenschaftlich ein. Seinen wenig charmant klingenden Namen verdankt der Fettschwalm den fetthaltigen Früchten, von denen er sich ernährt. Oft wird er auch als Ölvogel bezeichnet, denn wegen seines hohen Fettanteils kochten ihn die Einheimischen und verwendeten das Fett zur Herstellung von Öl oder Butter.
Orientierung per Echolot
Schreien, Knurren und Klicken - der Fettschwalm orientiert sich nicht nur über das Sehen, sondern sendet zudem Klicklaute aus, die wiederum ein Echo zurückgeben – ähnlich einer Fledermaus. Die Klickgeräusche des Fettschwalms sind jedoch für uns Menschen hörbar. Er nutzt diese Technik hauptsächlich in den dunklen Rast- und Bruthöhlen, in denen es zu dunkel ist, um etwas zu sehen.
So gilt er auch als der wohl lauteste Vogel der Welt. Sogar Humboldt berichtete von einer seiner Expeditionen: „Schwer macht man sich einen Begriff von dem furchtbaren Lärm, den Tausende dieser Vögel im dunklen Innern der Höhle machen.“
Das Huhn der südamerikanischen Höhlen
Männchen und Weibchen unterscheiden sich äußerlich nicht, beide besitzen ein rötlich-braunes Gefieder mit weißen Flecken und passen sich somit gut an ihre Umgebung an. Mit 40 bis 50 Zentimetern Größe ist der Fettschwalm etwa so groß wie ein Huhn, jedoch weitaus leichter.
Während er nachts aktiv wird, um Früchte zu sammeln, versteckt sich der Fettschwalm tagsüber in den dunklen Höhlen Südamerikas. Er ist der einzige nachtaktive, fliegende und Früchte fressende Vogel der Welt, der darüber hinaus einen guten Geruchssinn hat. Der Fettschwalm nistet in Klippen und den Nischen dunkler Höhlen. Obwohl einige Teile seines Lebensraumes bereits unter Naturschutz stehen, könnten das Abholzen der Regenwälder und Folgen des Klimawandels schon bald zur Gefahr für die Spezies werden.
Weitere Informationen
Sonderausstellung "Humboldt lebt!" (bis Ende September)
Forschungsabteilung Ornithologie