Aktionswochenende StadtNatur: Von Kuckuckshummeln und Spargelhähnchen
17. Juni 2019
Foto: UHH/CeNak, Möckel
Das große Doppelevent in und um Hamburg beigeisterte wieder zahlreiche große und kleine Naturinteressierte.
Ist alles „grün“ was grünt? Landen Spargelhähnchen auf dem Grill? Und wie kapern Kuckuckshummeln fremde Nester? Auf Exkursionen in Hamburgs grüne Oasen konnten Naturinteressierte viel von Tier- und Pflanzenspezialisten erfahren – zum Beispiel über eingewanderte Pflanzen, Spargel liebende Käfer und das komplexe Ökosystem Hochmoor. Für die CeNak-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am GEO-Tag der Natur e.V. beim Langen Tag der StadtNatur (15./16. Juni) war der Fund eines Ufer-Laufkäfer (Carabus clathratus) eine kleine Sensation.
Mit 26 Touren hatte sich das CeNak bei diesem größten Naturevent Hamburgs erneut eingebracht. Die Kooperation ist im 3. Jahr schon eine kleine Tradition geworden. Von einer Wattwanderung nach Neuwerk, einem Fotoworkshop auf dem „Energieberg“ Georgswerder, einem Spaziergang durch Hamburgs neuestes Naturschutzgebiet Duvenwischen, einem Ausflug auf die streng geschützte Elbinsel Neßsand und einer Tagestour entlang des Alsterlaufs war alles dabei. Alle Exkursionen teilten den Ansatz: Natur erkunden, Forschern über die Schulter schauen, Arten suchen und Zusammenhänge im Ökosystem verstehen.
Seit 50 Jahren verschollen geglaubter Käfer entdeckt
Während die Naturinteressierten staunten, was sich an wenig beachteten Käfern, Schnecken, Spinnen und Schwämmen zwischen Steinen und Blättern verbirgt, schwärmten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Keschern und Lupe aus, um genau zu schauen, wer hier vor der Haustür heimisch ist oder jüngst geworden ist. So konnte Insektenforscher Martin Husemann im Duvenstedter Brook einen Ufer-Laufkäfer (Carabus clathratus) entdecken. Die Art wird auf der Roten Liste Deutschland als stark gefährdet eingestuft und ist seit über 50 Jahren nicht mehr in Hamburg gesehen worden.
Zahlreiche Exkursionen in Naturschutzgebiete
Umfangreiche wissenschaftliche Aufsammlungen werden nun in den Sammlungen des CeNak archiviert und in den nächsten Wochen exakt bestimmt. Einige Erkenntnisse brachten die Forscherinnen und Forscher aber schon am Aktionswochenende mit zurück ins CeNak: So waren sie im geplanten Naturschutzgebiet Diekbek überrascht, an die 30 Exemplare des Mädesüß-Perlmuttfalters (Brenthis ino) zu sehen. Er gilt als stark gefährdet. Zudem konnten einige Jungtiere der sehr seltenen Blauflügeligen Sandschrecke (Sphingonotus caerulans) auf dem „Energieberg“ Georgswerder beobachten. Auf zahlreichen Exkursionen konnten Distelfalter (Vanessa cardui) in sehr großer Zahl beobachtet werden. Diese typische Wanderfalterart befindet sich derzeit auf dem Zug von den Raupenentwicklungsgebieten im mediterranen Raum nach Mittel- und Nordeuropa.
Wissenschaftliche Expertise aus erster Hand
Auf dem Ohlsdorfer Friedhof erklärte Matthias Schultz, Botaniker und Oberkustos Herbarium Hamburgense, die Lebensbedingungen der Blattflechte Flavoparmelia caperata. Diese Art, die in der letzten Rote Liste der Flechten Hamburgs von 1994 noch als ausgestorben gelistet ist, kommt inzwischen in Parks und an Bäumen in wenig befahrenen Straßen vor. Offenbar profitiert die Flechte von milden und feuchten Wintern.
Nachtschwärmer freuten sich bei diversen Lichtfang-Aktionen, dass die dunkle Nacht bunter ist als geahnt. So konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf der Nachttour 'Schönheiten der Nacht und ihre Jäger' im Tävsmoor etliche Nachtfalter und Fledermausarten sowie die Schnenpfenvogelart Steinwälzer(Arenaria interpres) neu in die Artenliste aufnehmen.
Die genauen Ergebnisse der entdeckten Arten werden im kommenden Herbst veröffentlicht.
Mehr zum Aktionswochenende StadtNatur und unseren Partnern GEO (mit dem GEO-Tag der Natur e.V.) und der Loki Schmidt Stiftung (mit dem Langen Tag der StadtNatur):
https://www.cenak.uni-hamburg.de/aktuelles/veranstaltungen/umweltbildung/geo-tag-der-natur-2019.html