UN-Bericht: Eine Million Arten vom Aussterben bedroht
6. Mai 2019
Foto: UHH/CeNak, Husemann
Ob die Steinhummel zukünftig noch kräftig summt? Die Artenvielfalt ist laut dem UN-Weltbiodiversitätsrat massiv bedroht.
Der Weltbiodiversitätsrat IPBES hat nach seinen Beratungen in Paris den Bericht zur Situation der biologischen Vielfalt auf der Erde veröffentlicht. Demnach sind eine Million Arten in den kommenden Jahren und Jahrzehnten vom Aussterben bedroht. Der Bericht soll eine solide wissenschaftliche Grundlage schaffen, um die Bewahrung der biologischen Vielfalt in politisches Handeln umsetzen zu können.
Drei Jahre haben 450 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus über 50 Ländern das weltweit vorhandene Wissen zur Artenvielfalt, genetischen Vielfalt und Vielfalt von Lebensräumen zusammengetragen, analysiert und gewichtet. Abgeordnete aus 132 IPBES-Mitgliedstaaten diskutierten in Paris über den entstandenen Bericht, der am Montag, 6. Mai 2019, veröffentlicht wurde.
Wichtigste Erkenntnisse
Die globale Rate des Artensterbens ist laut dem Bericht mindestens um den Faktor zehn bis Hunderte Male höher als im Durchschnitt der vergangenen zehn Millionen Jahre und steigt weiter an. 75 Prozent der Erdoberfläche sind durch den Menschen stark verändert, 60 Milliarden Tonnen erneuerbare und nicht erneuerbare Ressourcen werden pro Jahr dem natürlichen Kreislauf entzogen (eine Verdoppelung seit 1980), 85 Prozent der Feuchtgebiete sind bereits zerstört, seit dem späten 19. Jahrhundert sind rund die Hälfte aller Korallenriffe verschwunden und 23 Prozent der Landfläche des Planeten gilt als ökologisch heruntergewirtschaftet und nicht mehr nutzbar. Der Verlust von Bestäuberinsekten bedroht Nahrungsmittelproduktion im Wert von 235 bis 577 Milliarden Dollar pro Jahr.
„Lange wurde das Ausmaß des Artensterbens unterschätzt, doch seit einigen Jahren weisen alle Forschungsergebnisse in dieselbe Richtung“, sagt CeNak-Direktor Matthias Glaubrecht. Die Welt erlebe das umfangreichste Artensterben seit der Existenz des Menschen – allerdings nicht das erste Massensterben überhaupt. "Wenn in den kommenden Jahrzehnten jede zehnte der heute schätzungsweise sieben Millionen Tierarten und einer Million Pflanzenarten auf der Erde verschwindet, hat das unvorhersehbare Konsequenzen. Bestehende Ökosysteme werden grundlegend gestört, Nahrungsnetze brechen zusammen. Letztlich bedroht das auch die Existenz des Menschen.“
Kompletter Bericht zur IPBES-Nachricht mit Interviews im Newsroom der Universität Hamburg
IPBES Kurzmeldung
IPBES Ausführlicher Bericht (PDF)