"Das Artensterben bedroht die Existenz des Menschen"
3. Mai 2019
Foto: pixabay/FINTANOBRIEN
So bunt wie ein Tukan scheint die Artenvielfalt nicht mehr zu sein, sie nimmt offenbar immer weiter ab.
Kommenden Montag verabschiedet der Weltbiodiversitätsrat IPBES den bisher umfassendsten Bericht zur Situation der biologischen Vielfalt auf der Erde. Erste Ergebnisse sind schon bekannt geworden: Das Artensterben wird sich extrem beschleunigen. „Seit einigen Jahren weisen alle Forschungsergebnisse in dieselbe Richtung“, sagt CeNak-Direktor Matthias Glaubrecht.
Drei Jahre haben 450 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus über 50 Ländern das weltweit vorhandene Wissen zur Artenvielfalt, genetischen Vielfalt und Vielfalt von Lebensräumen zusammengetragen, analysiert und gewichtet. Seit Anfang dieser Woche diskutieren Abgeordnete aus 132 IPBES-Mitgliedstaaten in Paris über den entstandenen Bericht, am kommenden Montag soll seine finale Fassung veröffentlicht werden.
Kerstin Jantke hat das Kapitel „Bewertung der Fortschritte bei der Erreichung wichtiger internationaler Ziele“ geprüft. „Im Naturschutz hinken wir in fast allen Bereichen unseren selbstgesteckten Zielen hinterher und sind insgesamt nicht auf dem richtigen Weg“, erklärt die Umweltwissenschaftlerin der Universität Hamburg.
„Lange wurde das Ausmaß des Artensterbens unterschätzt, doch seit einigen Jahren weisen alle Forschungsergebnisse in dieselbe Richtung“, sagt CeNak-Direktor Matthias Glaubrecht. Die Welt erlebe das umfangreichste Artensterben seit der Existenz des Menschen – allerdings nicht das erste Massensterben überhaupt. "Wenn in den kommenden Jahrzehnten jede zehnte der heute schätzungsweise sieben Millionen Tierarten und einer Million Pflanzenarten auf der Erde verschwindet, hat das unvorhersehbare Konsequenzen. Bestehende Ökosysteme werden grundlegend gestört, Nahrungsnetze brechen zusammen. Letztlich bedroht das auch die Existenz des Menschen.“
Im Bereich Artenverlust klaffe eine "riesige Forschungslücke", erläutert CeNak-Biodiversitätsexperte Martin Kubiak. In Hamburg etwa werden bisher vor allem Tagfalter, Heuschrecken und Libellen kontinuierlich erfasst. Auf dem Energieberg Georgswerder betreut der CeNak-Forscher mit dem Verein Neuntöter e.V. und der Behörde für Umwelt und Energie momentan ein Projekt zum Insekten-Monitoring.