DNA-Forschung: Gebirge beeinflusste Artbildung
26. April 2019
Foto: UHH/CeNak, Husemann
Thalpomena azureipennis ist stets gut getarnt im Atlasgebirge unterwegs.
Viele Regionen in Afrika weisen zwar eine hohe Biodiversität auf, sind aber wissenschaftlich kaum erforscht. Eine seltene Gattung Ödlandschrecken im und um das Atlasgebirge wurde vor 70 Jahren letztmalig taxonomisch erfasst. CeNak- Doktorandin Lara-Sophie Dey und Insektenexperte Martin Husemann haben die Tiere nun erstmals systematisch molekulargenetisch untersucht und ihre Ergebnisse auf einem Fachkongress in Agadir vorgestellt. Im Gebirge haben sie gleich noch einige Exemplare vor die Linse bekommen.
Ödlandschrecken der Gattung Thalpomena sind bräunlich-sandfarben gefärbt und nur 2-3 cm groß, fallen aber durch ihre bunten Hinterflügel auf. Derzeit sind sieben Spezies mit vier Subspezies beschrieben, die hauptsächlich im Gebiet des Atlasgebirges anzutreffen sind. Eine Art kommt in Libyen vor, eine andere im somalischen Hochland. Ansonsten weiß man über die Gattung aber relativ wenig. Wie genau verhält es sich etwa mit den Abstammungslinien innerhalb der Gattung? Wie sind die Arten verbreitet? CeNak- Doktorandin Lara-Sophie Dey und Insektenforscher Martin Husemann haben die Schrecken deshalb in einem Projekt molekulargenetisch untersucht.
Mehr als 360 Tiere genetisch untersucht
Ihre Ergebnisse hat das CeNak-Team kürzlich auf dem 13. »International Congress of Orthopterology« im marokkanischen Agadir präsentiert. Demnach unterscheiden sich ihre Analysen sowohl bei der Genetik, als auch morphologisch von den bisherigen Annahmen. Für die Untersuchung wurden mehr als 360 Tiere genetisch erfasst und die Ergebnisse mit den Daten von wissenschaftlichen Sammlungen, aus der Fachliteratur und biometrischen Messungen von zehn Tieren verglichen. Die Kolorierung der Flügel ist für die taxonomische Einordnung der Tiere offenbar wenig hilfreich, dafür aber die Form der dunklen Flügelbinden. Die genetischen Analyse zeigt, dass die Berge als natürliche Barrieren die Diversifikation innerhalb der Gattung beeinflusst haben müssen. Solche biogeographischen Untersuchungen sind auch für die evolutionäre Erforschung anderer Artengruppen hilfreich - und spielen bei Homo sapiens und seinen Vorläufern ebenfalls eine große Rolle.
Vor Ort haben unsere Wissenschaftler noch im Hohen Atlas und im Antiatlas, dem sogenannten "Kleinen Atlas", die Tiere gesucht – und nicht nur Schreckenarten vor die Linse bekommen.
Weitere Informationen
Forschungsabteilung Entomologie
Dr. Martin Husemann
Abteilungsleiter Entomologie
Centrum für Naturkunde
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