Evolutionsgeschichte: CeNak-Jungforscher erhält Preis für besten Vortrag
5. März 2019
Foto: Michael Schmitt
Mit seinem Vortrag konnte Benedikt Wiggering die Forscherinnen und Forscher schon im Vorjahr überzeugen.
Welche Rolle spielen Geburtsvorgänge für die Verbreitung einzelner Arten in der Evolutionsgeschichte? Unter anderem diese Frage beleuchtet CeNak-Doktorand Benedikt Wiggering mit seinen Forschungen innerhalb der Cerithioidea, einer Überfamilie aquatischer (also sowohl im Meer als auch Süßwasser vorkommender) Schnecken. Auf der 20. Jahrestagung der Gesellschaft für Biologische Systematik (Society for Biological Systematics, GfBS) in München erhielt er für seinen Vortrag nun den ersten Preis für studentische Beiträge - nun zum zweiten Mal in Folge.
Der Titel seines Vortrags lautete „Independent evolution of viviparous modes: An overview of reproductive diversity of cerithioidean snails with an emphasis on Australian freshwater Thiaridae“ [Unabhängige Entstehung Viviparer Modi: Ein Überblick reproduktiver Vielfalt von „Cherithioidea-Schnecken“ unter besonderer Betrachtung der Australischen Thiaridae]. Früher wurde bei Cerithioidea Schnecken das evolutionsbiologische Phänomen der Lebendgeburt (Viviparie) mit der Besiedlung von Süßwasserhabitaten gleichgesetzt. "Diese Fähigkeit ist innerhalb der untersuchten Schneckenfamilie jedoch zahlreiche Male unabhängig voneinander entstanden“, erklärt Jungforscher Benedikt Wiggering. Zudem wurde oftmals in der Forschung der Blick vor allem auf die Biologie erwachsener Tiere gelegt, was vor allem die biogeografische Verbreitung vieler Arten innerhalb dieser Gruppe aber nur unzureichend erklärt. Hier beeinflusst zudem das Lebensstadium des Nachwuchses, der von den Müttern in die Umgebung entlassen wird, das Ausmaß der Verbreitungsgebiete.
Unterschiedliche Geburtsstrategien
Allein vier morphologisch unterschiedliche Brutkammern innerhalb der Schnecken-Überfamilie der Cerithioidea können CeNak-Doktorand Benedikt Wiggering und seine Kolleginnen und Kollegen unterscheiden. Durch diese wird die Lebendgeburt (Viviparie) ermöglicht. Bei den Australischen Süßwasserschnecken aus der Familie Thiaridae gibt es zwei unterschiedliche vivipare Strategien: Bei einer Gruppe wird eine kleine Anzahl (<100) an Nachwuchs direkt über das Gewebe der Mutter ernährt und schlüpft in einer späten Entwicklungsphase als kriechendes Jungtier. Die andere Gruppe produziert eine enorme Menge (mehrere Tausend) Eier, in denen Larven heranreifen, die sich ausschließlich vom Dotter der Eier ernähren. Sobald diese weit genug entwickelt sind werden sie als noch freischwimmende Larve von den Müttern ins Umgebungswasser entlassen. Die freischwimmenden Larven einiger Arten gelangen über Flüsse ins Meer und werden dort über Strömungen verbreitet. Somit können diese die Tiere einen längeren Verbreitungsweg zurücklegen, während die erwachsenen Tiere im Süßwasser verbleiben.
Details machen den Unterschied
Die feinen Unterschiede bei Geburtsvorgang und Aufzucht sind für die evolutionäre Forschung also von hoher Bedeutung. Denn nur durch solche Erkenntnisse lassen sich Artenverbreitung und Evolutionsgeschichte eindeutig nachvollziehen. Für seine Forschungen am Centrum für Naturkunde kombiniert Benedikt Wiggering molekulare und morphologische Methoden. Schon auf der 19. Jahrestagung der Gesellschaft für Biologische Systematik in Wien erhielt er einen der ersten Preise für den besten studentischen Vortrag zu seinem Forschungsthema. Der Nachwuchswissenschaftler wird in der Abteilung Biodiversität der Tiere von Matthias Glaubrecht betreut.
Weitere Informationen
Abteilung Biodiversität der Tiere
Benedikt Wiggering am CeNak
Forschungsprojekt Stenomelania
Link ResearchGate
Link Gesellschaft für Biologische Systematik