Neu entdeckte Spinnen-, Käfer- und Wespenvorkommen:Bilanz zum GEO-Tag der Natur 2018
22. Januar 2019
Foto: CeNak/Stephan Gürlich
Der Rüsselkäfer Ceutorhynchus thomsoni: Nahe der Stadtgrenzen Hamburgs konnten insgesamt drei Käferarten nachgewiesen werden, die in Norddeutschland als sehr selten gelten.
Wenn Bürgerinnen und Bürger gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ausschwärmen, um die Artenvielfalt Hamburgs und der Metropolregion zu entdecken und zu untersuchen, dann ist GEO-Tag der Natur. Auch 2018 haben das Centrum für Naturkunde (CeNak) der Universität Hamburg sowie seine Partner 35 Exkursionen zur Erfassung der Flora und Fauna in der Metropolregion Hamburg durchgeführt. Nun liegt das Ergebnis vor – mit unerwarteten Nachweisen.
Insgesamt konnte bei den Exkursionen im Rahmen des „GEO-Tag der Natur“ ein Vorkommen von 1.814 Tier- und Pflanzenarten dokumentiert werden, 3.530 Nachweise wurden gesammelt. „Wir konnten dabei auch mehrere Arten erstmalig für das norddeutsche Tiefland oder bestimmte norddeutsche Bundesländer nachweisen“, berichtet Dr. Martin Kubiak, Insektenforscher am CeNak.
So wurde auf dem Erdwall Altenwerder im Bereich des Hamburger Hafens erstmalig die Spinnenart Agyneta mollis für das nordwestdeutsche Tiefland belegt. Die bisher nördlichsten Vorkommen dieser zu den Baldachinspinnen gehörenden Art waren bisher aus der Umgebung von Berlin sowie in Niedersachsen aus dem Raum Hannover bekannt.
Auch die Käferarten Tychius pusillus und Mordellistena secreta wurden erstmals für das Gebiet der Freien und Hansestadt Hamburg nachgewiesen. Auf der Insel Neßsand konnte der Nachweis der wärmeliebenden Wegwespenart Agenioideus usurarius erbracht werden. Auch für die Trichterspinnen-Wegwespe waren bisher keine Fundorte in Hamburg bekannt.
Welche Neunachweise in der artenreichen Tiergruppe der Insekten erbracht werden konnten und welche seltenen Tiere sonst noch gesichtet wurden, sehen Sie unten in der Bildergalerie.
| Der GEO-Tag der Natur und der von der Loki Schmidt Stiftung organisierte Lange Tag der StadtNatur wird seit 2017 unter Federführung des Centrums für Naturkunde (CeNak) der Universität Hamburg in zahlreichen Programmpunkten miteinander verknüpft. Bei den Aktionen des GEO-Tages suchen Bürgerinnen und Bürger zusammen mit Forschenden nach Tier- und Pflanzenarten in verschiedensten Lebensräumen, um eine stichprobenartige Bestandsaufnahme der deutschlandweiten Artenvielfalt zu erhalten. Auch beim diesjährigen Aktionswochenende der Arteninventur, dem 15. und 16. Juni 2019, ist das CeNak wieder mit einer Reihe von Veranstaltungen dabei. Einen thematischen Schwerpunkt bildet der länderübergreifende Biotopverbund zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein. Auch die Behörde für Umwelt und Energie (BUE) unterstützt den Langen Tag der StadtNatur und den „GEO-Tag der Natur“. |
Weitere Informationen:
www.cenak.uni-hamburg.de
geo-tagdernatur.de
tagderstadtnaturhamburg.de
Kontakt:
Mareen Gerisch
Centrum für Naturkunde (CeNak)
Martin-Luther-King-Platz 3
20146 Hamburg
Tel.: +49 40 42838 8846
E-Mail: mareen.gerisch"AT"uni-hamburg.de
Bildergalerie
Foto: CeNak/Stephan Gürlich
Außerhalb der Stadtgrenzen Hamburgs – im Bereich Vierwald zwischen Lauenburg und Boizenburg – konnten insgesamt vier Käferarten nachgewiesen werden, deren Vorkommen in Mecklenburg-Vorpommern bisher nicht bekannt war. Alle vier Arten gelten in Norddeutschland als sehr selten. Eine von ihnen ist die Rüsselkäferart Ceutorhynchus thomsoni. Sie wird in der Roten Liste Deutschlands als „Gefährdet“ eingestuft. Auch die Kurzflügelkäferart Ilyobates propinquus wird in der Roten Liste Deutschlands als „Gefährdet“ eingestuft.
Foto: CeNak/Stephan Gürlich
Die Kurzflügelkäferart Oxypoda nigrocincta gilt sogar bundesweit als „Stark gefährdet“.
Foto: Tobias Günnemann
Die Platterbsen-Mörtelbiene (Megachile ericetorum) lebt in verschiedenen Biotopen des Offenlandes, besonders in wärmeren Regionen und bevorzugt Sandgebiete, Lehmgruben und Brachen. Sie steht nach dem Bundesnaturschutzgesetz unter besonderem Schutz und wird in der Roten Liste Schleswig-Holsteins als „Gefährdet“ eingestuft.
Foto: Torsten Szobries
Die im Schnaakenmoor gesichtete Waldeidechse (Zootoca vivipara) ist in Nord- und Mitteleuropa verbreitet. Nach dem Bundesnaturschutzgesetz ist sie besonders geschützt, da ihre Lebensräume wie Moore zunehmend zerstört werden. In Hamburg wird die Art in der aktuellen Roten Liste als „Gefährdet“ eingestuft.
Foto: Tobias Günnemann
Die Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens), (im Bild eine Larve), ist in Hamburg sehr selten und gilt als „Vom Aussterben bedroht“. Die wärmebedürftige Art ist nur auf sonnenexponierten Flächen wie beispielsweise dem Hamburger Energieberg in Wilhelmsburg zu finden.
Foto: Torsten Szobries
Die Große Goldschrecke (Chrysochraon dispar) gehört zu der Familie der Feldheuschrecken. Sie ist in ganz Deutschland verbreitet, gilt aber aufgrund von Lebensraumverlust sowohl nach der Hamburger als auch der bundesweiten Roten Liste als „Gefährdet“. Beim GEO-Tag der Natur 2018 wurde sie im Schnaakenmoor nachgewiesen.