Vogel des Jahres: Feldlerche im Sinkflug
21. Januar 2019
Foto: UHH/CeNak, Kulmus
Prominent im Museum gelandet: Die Feldlerche, der Vogel des Jahres 2019.
„Steigt die Lerche hoch, singt sie lange hoch oben, habt bald ihr, das lieblichste Wetter zu loben“, sagt eine alte Bauernregel. Die Feldlerche ist der Vogel des Jahres 2019 – und jetzt prominent im Zoologischen Museum zu bestaunen. In der Natur werden die Vögel immer seltener, in Deutschland gelten sie als gefährdete Art. Vor allem die Intensivierung der Landwirtschaft nimmt Feldvögeln den Lebensraum. „Die Feldlerche soll als Jahresvogel stellvertretend für sie und anklagend für die katastrophale Landwirtschaftspolitik in Berlin und Brüssel stehen“, erklärt der Naturschutzbund Deutschland NABU, der das Tier vor 20 Jahren schon einmal zum Vogel des Jahres erkoren hatte.
Die Feldlerche ist vor allem durch ihren Gesang bekannt. Der Vogel steigt im Flug 50 bis 100 Meter hoch in die Lüfte und gibt dabei trillernde, zirpende und rollende Laute von sich. Dann verharrt er längere Zeit in der Luft und fliegt dann im Sturzflug wieder Richtung Boden – die Feldlerche singt dabei weiter. Die Art bevorzugt die offene Weite und meidet steile Hänge. Sie bewohnt Flächen mit niedrigem Bewuchs, normalerweise bei oder zwischen Äckern. Sie ist mit einer Körperlänge von 16 bis 18 Zentimetern relativ klein und hat eine beige bis rötlich-braune Gefiederfärbung. Die Flügelspannweite beträgt 30 bis 35 Zentimeter.
Versteckte Nester am Boden
Auf dem Speiseplan der Feldlerchen stehen im Sommer Insekten, Spinnen, kleine Schnecken und Regenwürmer. Im Winter Samen, Blätter, Gräser und Keimlinge. Ihre Nester legen die Lerchen versteckt am Boden an. Nämlich in einer bis zu sieben Zentimeter tiefen Mulde, die mit Pflanzen ausgekleidet ist. Mitte oder Ende März, meist aber Mitte April werden die Eier abgelegt. Die Weibchen bebrüten die Eier, zunächst werden die Jungtiere auch nur von den Weibchen gefüttert. Nach sieben bis elf Tagen verlassen die Jungvögel das Nest und sind nach 30 Tagen selbstständig.
Bestand um 30 Prozent geschrumpft
In der Brutzeit leben die Feldlerchen paarweise. Nach der Brutzeit bilden die Vögel große Schwärme und weichen in wärmere Gebiete aus. Mit ihrem Gesang verteidigen die Männchen ihr Revier. Doch die Tiere werden immer seltener: In Deutschland stehen sie auf der Roten Liste in der Kategorie „gefährdet“. Der Bestand ist zwischen 1980 und 2005 um etwa 30 Prozent geschrumpft. Aus vielen Gebieten wurde die Feldlerche schon verdrängt. Problematisch sind vor allem stark gedüngte und mit Pestiziden behandelte Monokulturen. In ganzen Landstrichen finden sich mittlerweile nur noch dicht gedrängte Mais- oder Rapsfelder – und damit kaum Nistflächen für Feldvögel.
58 Milliarden Euro für Agrarsubventionen
Nach einer in Großbritannien entwickelten Methode werden bei der Aussaat kurze Streifen, sogenannte Lerchenfenster, ausgelassen. Dort können die Lerchen dann ihre Nester anlegen und werden vom wachsenden Getreide nicht behindert. Der NABU etwa fordert allgemein deutlich mehr Biolandblau, Wiesen mit Insekten und den Erhalt von Heiden und Mooren. Nur dann habe die Lerche wieder eine Zukunft. In der Museumvitrine ist auch ein symbolischer "114-Euro-Geldschein" platziert: In einer Mitmach-Kampagne weist der Naturschutzverband auf die jährlich 114 Euro an Subventionen hin, die pro EU-Bürger in eine – so die Kritik – vor allem industrialisierte, monokulturelle Landwirtschaft fließen.
Weitere Informationen
Vogel des Jahres 2019 beim NABU
Meine 114 Euro: Aktion Agrarreform
Zoologisches Museum Hamburg