Wildgewordene Viren? – Eine neue Installation im Zoologischen Museum klärt auf
20. Juli 2020
Foto: UHH/CeNak
Ein gänzlich neuer Bereich im Zoologischen Museum: Seit wenigen Tagen informiert eine neugestaltete Vitrine über Zoonosen – also Infektionskrankheiten, die von Tieren auf den Menschen übertragen werden können. Welche Rolle spielen Wildtiere bei der Übertragung von Viren? Eine Frage, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern durch die aktuelle Pandemie erneut beschäftigt. Matthias Glaubrecht, Direktor des Centrums für Naturkunde (CeNak), ist für die neue Installation verantwortlich und sieht einen direkten Zusammenhang zwischen Zoonosen und unserem Umgang mit der Natur.
Atemschutzmaske, Hände waschen und Abstand halten – unser Alltag erinnert uns zwischendurch immer daran: Wir leben derzeit inmitten einer Pandemie. COVID-19 ist nicht die erste Seuche, die sich viral unter Menschen ausbreitet, aber ursprünglich von Tieren stammt. Ein neuer Bereich im Zoologischen Museum klärt über Zoonosen genauer auf und erläutert die Rolle von Wildtieren innerhalb der Infektionskette solcher Krankheiten. Die neugestaltete Vitrine zeigt exemplarisch am Beispiel der „Spanischen Grippe“, wie sich bereits Anfang des 20. Jahrhunderts rund 500 Millionen Menschen mit einem Influenzavirus infizierten und welche Rolle Hühner- oder Enten-Vögel dabei spielten. (Weitere Infos zur „Spanischen Grippe“)
Die ausgestellte Wildgans steht nicht allein in der neuen Vitrine: Zu ihr gesellen sich Präparate von weiteren Tieren, die – Forschenden zufolge – Krankheiten auf uns übertragen können. Zum Beispiel Schuppen- und Fledertiere, die mit dem aktuell grassierenden Virus SARS-CoV-2 in Verbindung gebracht werden. CeNak-Direktor Matthias Glaubrecht hat den neuen Bereich konzipiert und möchte damit vermitteln, dass wir durch die Zerstörung der tierischen Lebensräume sowie unseren Umgang mit Wildtieren, eine Mitschuld an der Ausbreitung dieser Zoonosen tragen: „Das wahre Problem ist der Mensch – weil immer mehr von uns mit Wildtieren in Kontakt kommen und mit diesen weltweit handeln.“ Zoonosen entstünden vor allem dort, wo die Landnutzung durch Rodung, Landwirtschaft sowie den Berg- und Straßenbau zunehme, so Glaubrecht weiter. (Weitere Infos zu Zoonosen)
Der neue Zoonosen-Bereich befindet sich neben der Vitrine mit den Urpferden – gegenüber der Wal-Ausstellung. Unser Museumspersonal unterstützt gerne bei der Navigation.