Netzwerk Artenschutz Hamburg
"Die neuen Wege der Wildtiere"
Als „Tor zur Welt“ ist Hamburg auch eine Drehscheibe im globalen Handel mit Wildtieren. Allein der illegale weltweite Handel bringt Kriminellen jährlich mehrere Milliarden ein. In einem neuen, interdisziplinären Projekt beleuchtet das Centrum für Naturkunde der Universität Hamburg jetzt die dunklen Seiten des Wildtierhandels. Gemeinsam mit Kooperationspartnern werden Maßnahmen zur Identifizierung und zum Umgang mit Artenschutzkriminalität entwickelt. Ziel ist außerdem, den Zusammenhang zwischen Wildtierhandel, der Zerstörung von Lebensräumen und der Ausbreitung von Viruserkrankungen wie Covid-19 zu analysieren und öffentlich zu machen.
Das CeNak hat sich bisher bereits mit der Begutachtung von eingeführten und vom Zoll konfiszierten Tieren, mit der Weiterbildung von Zöllnerinnen und Zöllnern sowie mit Bildungsprogrammen zum Artenschutz engagiert. In dem jetzt seitens der Universität Hamburg im Programm „ExStra-Fonds: Transfer@UHH“ geförderten Projekt sollen in Kooperation mit dem International Fund for Animal Welfare (IFAW), dem Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) und der Abteilung internationaler Artenschutz der Umweltbehörde in der Metropolregion Expertisen gebündelt und eine Anlaufstelle aufgebaut werden.
Hamburgs Umwelt-Senator Jens Kerstan begrüßt die Zusammenarbeit: „Hier handelt es sich um ein ganz besonderes Forschungsvorhaben. Dem illegalen Wildtierhandel soll Einhalt geboten werden durch eine besondere, übergreifende Kooperation von Wissenschaft (Cenak, Bernhard-Nocht), Behörden (Zoll, BUKEA) und NGO´s wie IFAW. Schon lange besteht in der meiner Behörde im Fachbereich internationaler Artenschutz zu allen Kooperationspartnern ein dichtes Netzwerk. Nun wird es durch dieses Forschungsprojekt noch gefördert und ausgebaut. So kann langfristig dem illegalen Tierhandel die Stirn geboten werden, weil es außerdem der breiten Öffentlichkeit ein wissenschaftlich unterlegtes Bildungsprogramm bietet.“
Ziel des Projektes ist es dabei auch, die Zusammenarbeit zwischen dem CeNak und dem Zoll zu stärken. Neben der Ermittlung von illegal gehandelten Wildtieren hilft das CeNak dem Zoll und der Naturschutzbehörde bei den molekulargenetischen Analysen von Wildtieren. Dadurch können Herkunft und Abstammung von beschlagnahmten Wildtieren etwa per DNA-Barcoding und durch Abgleich mit einer DNA-Referenzdatenbank bestimmt werden.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Vermittlung wissenschaftlicher Inhalte. Dabei sollen insbesondere Schulungsprogramme zum Wildtierhandel für Schulen und für Beschäftige des Zolls entwickelt werden, aber auch für interessierte Bürgerinnen und Bürger. Im Fokus stehen sowohl ethische wie rechtliche Fragen als auch praktische Übungen zur Identifizierung von illegal gehandelten Wildtieren und Wildtierprodukten. Auch in der Ausstellung des Zoologischen Museums wird das Thema aufgegriffen.
Die aktuelle COVID-19 Pandemie wurde durch Viren ausgelöst, die von Tieren auf Menschen überspringen. Der Ursprung dieser als Zoonosen bezeichneten Krankheiten wie auch SARS, MERS, Ebola und AIDS liegt also bei Wildtieren vor allem aus tropischen Regenwäldern in Afrika und Asien. Zunehmend mehr Menschen kommen mit Wildtieren und damit auch mit jenen Krankheitserregern in Kontakt. Die schnelle Abholzung der Regenwälder, das Vordringen des Menschen in einst abgelegene Naturräume, die Klimaerwärmung und die wachsende Weltbevölkerung mit enger globaler Vernetzung erhöhen die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten neuer Infektionen.
Das im CeNak initiierte dreiteilige Projekt zu Wildtieren und Zoonosen möchte auf diese Gefahren aufmerksam machen und zugleich Wege zum Umgang damit aufzeigen.