Taking stock of natural collections: beyond expectationsThe University's Center of Natural History presents latest findings Hamburg's plant and animals—some species seen for the first time
28 September 2017
Photo: UHH/CeNak
A total of 1,522 plant and animal species were discovered on GEO Nature Day.
Researchers from Universität Hamburg, Hamburg residents, and numerous plant and animal specialists spent a weekend taking stock of the city's plant and animal species, one of the largest inventory efforts of its kind. Now the Center of National History (CeNak) has presented its findings: On 17 and 18 June 2017, a total of 500 residents collected and documented over 2,400 plant and animals belonging to 1,522 species as part of the Long Day of Urban Nature and the GEO Nature Day. Some of the species were sighted for the first time. [Read on in German]
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„Die Anzahl der am GEO-Tag der Natur erfassten Tier- und Pflanzenarten hat unsere Erwartungen bei weitem übertroffen“, sagt Martin Kubiak, Insektenforscher am CeNak. „Dieser Erfolg ist auf das ehrenamtliche Engagement zahlreicher Spezialisten und Spezialistinnen, aber auch auf den Einsatz naturinteressierter Hamburger Bürgerinnen und Bürger zurückzuführen. Es wird deutlich, wie vielfältig die Natur in der Stadt sein kann. Dies verdanken wir insbesondere einem abwechslungsreichen Lebensraummosaik auf vergleichsweise kleiner Fläche.“
Besonders groß war der Tierartenreichtum beispielsweise auf der unter Naturschutz stehenden Elbinsel Neßsand, die von Hamburg verwaltet wird. Die sonnenexponierten, vegetationsarmen Magerrasen-Standorte bieten offenbar zahlreichen wärmeliebenden Insektenarten ideale Lebensbedingungen. Allein hier konnten 366 Tierarten (davon 332 Käferarten) nachgewiesen werden, darunter einige bedrohte Arten wie die Scheinbockkäferart Oedemera nobilis, die Wildbienenart Lasioglossum sexnotatum und die stark gefährdete Zauneidechse Lacerta agilis. Ein Exemplar der winzigen Kurzflügelkäferart Carpelimus punctatellus wurde zum ersten Mal im nordwestdeutschen Raum gefunden.
Im Mittelpunkt der Sammelaktion zum GEO-Tag der Natur stand zudem der Energieberg Georgswerder, eine ehemalige Deponie für industriellen Sondermüll und Haushaltsabfälle in Wilhelmsburg. Auf dem für gewöhnlich nicht frei zugänglichen und durch die Behörde für Umwelt und Energie (BUE) verwalteten Gelände überraschte Botanikerinnen und Botaniker der Universität Hamburg der Fund des Gewöhnlichen Zittergrases, Briza media; bisher waren in Hamburg nur drei Fundorte dieser Pflanzenart bekannt, die auf ungedüngten Wiesen wächst. „Der Fund unterstreicht eindrucksvoll, welche große Bedeutung sekundär geschaffene Stadtlebensräume mitunter für den Erhalt von seltenen und gefährdeten Arten haben können“, betont Kolja Dudas, Master-Student am Biozentrum Klein Flottbek der Universität Hamburg. Neben der bislang wenig erforschten Nitrophilen Kleinsporflechte (Acarospora nitrophila) wurde auf Findlingen des Energieberges außerdem die Gewöhnliche Dotterflechte (Candelariella vitellina) gesichtet. Auffällig war die Farbe, die auf die Anreicherung von Schwermetallen hinweist.
Auch bei den Tieren konnten auf dem Gelände des Energieberges Georgswerder seltene und in Hamburg gefährdete Tierarten wie etwa die in Norddeutschland seltene Westliche Beißschrecke, Platycleis albopunctata nachgewiesen werden.
Infos auf einen Blick:
Wie vielfältig ist Hamburgs Stadtnatur? Dieser Frage gingen am Wochenende des 17. und 18. Juni 2017 mehr als 100 Tier- und Pflanzengruppenexperten und -expertinnen an insgesamt 32 Orten der Stadt nach. Erstmalig wurden hierbei unter Federführung des Centrums für Naturkunde (CeNak) der Universität Hamburg der GEO-Tag der Natur sowie der von der Loki Schmidt Stiftung organisierte Lange Tag der StadtNatur in zahlreichen Programmpunkten miteinander verknüpft. Bei ihren wissenschaftlichen Erfassungen wurden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von mehr als 500 Hamburger Bürgerinnen und Bürgern tatkräftig unterstützt. Unter fachkundiger Begleitung wurde die Lebenswelt der Hamburger Inseln Neuwerk und Neßsand oder auch Flächen im Hamburger Hafen sowie eine ehemalige Deponie in Georgswerder analysiert. Insgesamt erbrachten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mehr als 2.400 Nachweise von 1.522 Tier- und Pflanzenarten.
Highlights
Neßsand:
- Kurzflügelkäferart, Carpelimus punctatellus (Erichson, 1840). Neufund für den nordwestdeutschen Raum. Die Art besiedelt bevorzugt trockenwarme, feinsandige Biotope und gilt in Mitteleuropa als selten.
- Scheinbockkäferart, Oedemera nobilis (Scopoli, 1763). Die Art wird in der Roten Liste Schleswig-Holsteins als ‚extrem selten‘ geführt. Nördliche Verbreitungsgrenze in Deutschland derzeit im Hamburger Raum und dem südlichen Schleswig-Holstein.
- Wildbienenart, Lasioglossum sexnotatum (Kirby, 1802). Fund einer gefährdeten Furchenbienenart trockenwarmer Standorte.
- Zauneidechse, Lacerta agilis, Linnaeus, 1758. Diese Reptilienart gilt in Hamburg als ‚stark gefährdet‘, nachgewiesen auch in der Wittenbergener Heide.
- Dünensandlaufkäfer, Cicindela hybrida (Linnaeus, 1758) besiedelt die offenen, sandigen Ufer der Elbe auf der Insel Neßsand. Die Laufkäferart wird in der Roten Liste Schleswig-Holsteins in der Vorwarnliste geführt.
Energieberg Georgswerder:
- Gewöhnliches Zittergras, Briza media, Linnaeus, 1753. Neuer Fundort neben bislang drei in Hamburg bekannten Standorten. Das Gewöhnliche Zittergras bevorzugt extrem nährstoffarme, trockene und extensiv bewirtschaftete Wiesen und Weiden.
- Nitrophile Kleinsporflechte, Acarospora nitrophila (Magnusson, 1924). Die vielen Findlinge auf dem Energieberg Georgwerder bieten ein gutes Substrat für die Ansiedelung epilithischer, d.h. gesteinsbewohnender Flechten. Das beobachtete Artenspektrum lässt auf relativ frühe Stadien in der Besiedlungssukzession schließen. Status und Verbreitung der verschiedenen Sippen sind nicht nur in Hamburg, sondern in ganz Mitteleuropa noch ungenügend geklärt.
- Gewöhnliche Dotterflechte, Candelariella vitellina (Ehrh.) Müll. Arg., 1894. Eine häufige Pionierflechte, zu finden auf sauren Gesteinsoberflächen. Die Art verträgt dabei nicht nur die für Städte typischen düngenden Emissionen, sondern reichert auch Schwermetalle an. Dem im Bild gezeigten Exemplar fehlt daher die sonst charakteristische dottergelbe Farbe, da sie durch Einlagerung von Kupfer oder Eisen eine rostähnliche Färbung angenommen hat.
- Westliche Beißschrecke, Platycleis albopunctata (Goeze, 1778). Rote Liste Hamburg Kategorie 1 (vom Aussterben bedroht). Die Art besiedelt trockenwarme, vegetationsarme Lebensräume und gehört in Norddeutschland zu den seltenen Heuschreckenarten.
Neuwerk:
- Rüsselkäferart, Pselactus spadix (Herbst, 1795), stark gefährdet: Die Art wurde erstmals im Hamburger Wattenmeer auf Neuwerk nachgewiesen.