Natur- und Umweltschutz in der Metropolregion Hamburg
Natur- und Umweltschutz in der Metropolregion Hamburg: Erwartungen, Ansprüche und Realität. So heißt das neue Buch des Naturwissenschaftlichen Vereins in Hamburg. Es bündelt Expertenwissen und liefert den Fakten-Check: Hält die „Grüne Hauptstadt Europas“ was dieser Titel verspricht? Wie steht es wirklich um das Umweltbewusstsein in der Metropolregion?
Im Herbst 2012 veranstaltete der Naturwissenschaftliche Verein in Hamburg eine viel beachtete Vortragsreihe über den Natur- und Umweltschutz in der Metropolregion Hamburg. Jetzt ist es dem Verein gelungen, die damaligen Referenten als Autoren eines Sammelbandes zu gewinnen. Sie alle sind seit vielen Jahren in diesem wichtigen Feld engagiert und ausgewiesen. Heraus gekommen ist ein einzigartig aktueller, umfassender, allgemein verständlicher und kompetenter Fakten-Check, der am 19. Oktober 2015 erscheint.
Vor vier Jahren erhielt Hamburg den Titel „Grüne Hauptstadt Europas“.
Die Jury der Europäischen Kommission begründete die Verleihung damit, dass Hamburg in den Jahren zuvor große Leistungen erbracht und exzellente Umweltstandards erreicht habe. Ehrgeizige Pläne für die Zukunft versprachen weitere Verbesserungen. Die positive Bewertung der Hamburger Bemühungen um die Umwelt blieb nicht unwidersprochen. Im
Gegenteil: Es gab heftige und vielfältige Kritik.
Mittlerweile sind durchaus positive Initiativen erkennbar, die durch Hamburger Behörden, Unternehmen und Naturschutzverbände getragen werden. So setzen sich der BUND Hamburg, der NABU Hamburg und die Aktion Fischotterschutz in dem seit Sommer 2011 laufenden Projekt „Lebendige Alster“ gemeinsam für die naturnahe Entwicklung der Alster und ihrer Nebengewässer ein. Im Rahmen des Pilotprojektes „Kreetsand“ der Hamburg Port Authority entsteht seit 2012 an der Norderelbe ein rund 30 Hektar großes naturnahes, gezeitenbeeinflusstes Flachwassergebiet. Weiterhin ist es Ziel des durch die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt getragenen und in seiner zweiten Phase seit Anfang 2015 laufenden Projektes „Schadstoffsanierung Elbsedimente (ELSA)“, Maßnahmen zur Verbesserung der Schadstoffsituation der Elbe und insbesondere der Elbsedimente zu befördern.
Es gibt aber auch weiterhin Problemfelder. Beispielsweise verklagt aktuell die Europäische Kommission die Bundesrepublik, bei der Genehmigung des Kohlekraftwerks in Hamburg-Moorburg die Vorschriften der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie nicht hinreichend beachtet zu haben. Geschützte Arten wie Lachs, Flussneunauge oder Meerneunauge könnten in Gefahr sein.
Nun kann man sicher nicht anhand einzelner Vorgänge, so bedeutsam sie auch sein mögen, die Qualität des Natur- und Umweltschutzes in der ganzen Metropolregion beurteilen. Der Naturwissenschaftliche Verein bietet daher mit dem jetzt vorgelegten Abhandlungsband die Möglichkeit, sich umfassender über grundlegende Fragen des Natur- und Umweltschutzes in und um Hamburg zu informieren.
Natur- und Umweltschutz in der Metropolregion Hamburg: Erwartungen, Ansprüche und Realität ist der 45. Band der Abhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins in Hamburg. Er erscheint am 19. Oktober
2015 im Dölling und Galitz Verlag. Auf Wunsch schicken wir Ihnen gerne ein Besprechungsexemplar des Buches zu. Im Gegenzug freuen wir uns über einen Beleg Ihrer Rezension.
Die Autoren und ihre Themen:
- Dr. Reinmar Grimm, Privatdozent für Zoologie, Ökologie und Naturschutz an der Universität Hamburg gibt einen fundierten Überblick über die Diskussion des Natur- und Umweltschutzes in Hamburg seit 1994. Und er zeigt, dass es für Hamburg schwierig werden dürfte, sein Image von der „Grünen Stadt“ dauerhaft aufrecht zu erhalten.
- Dr. Hans-Helmut Poppendieck, bis 2013 Kustos am Herbarium Hamburgense der Universität Hamburg, beschreibt die pflanzliche Artenvielfalt in Hamburg, die Grundlage für das Bild von der „Grünen Stadt“ ist. Er wertete für seinen kenntnisreichen Beitrag etwa 800.000 Datensätze über die Verbreitung, Häufigkeit und Gefährdung der Hamburger Flora aus.
- Prof. Dr. Günter Miehlich, der am Institut für Bodenkunde der Universität Hamburg lehrte, zeigt in einem spannenden Beitrag, wie wichtig die teils sehr unterschiedlichen Böden der Stadt für die Biodiversität in den Naturschutzgebieten sind. Sie beeinflussen höhere Pflanzen und Tiere und sind Lebensraum für Bodenorganismen. Miehlich macht zudem konkrete Vorschläge für den zukünftigen Bodenschutz in Hamburg.
- Bernd-Ulrich Netz, Leiter der Naturschutzabteilung der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt in Hamburg, widmet sich dem Elbeästuar und äußert sich zu zukünftigen Bewirtschaftungsplänen dieser Landschaft, die für den Naturschutz der Region eine besonders wichtige Rolle spielt.
- Prof. Dr. Kai Jensen, Leiter der Abteilung Angewandte Pflanzenökologie an der Universität Hamburg, und die Geographin Wiebke Schoenberg, Referentin für Mittel- und Unterelbe beim WWF Deutschland, blicken ebenfalls in die Zukunft. Sie beschreiben mögliche Effekte des Klimawandels auf Ökosysteme der Metropolregion Hamburg und weisen auf Herausforderungen hin, denen sich der Naturschutz in Zeiten des Klimawandels stellen muss.
- Alexander Porschke, Umweltsenator a.D. und Vorsitzender des NABU Hamburg, Christian Gerbich, Leiter des NABU-Projekts „Eisvogel“, und Katharina Schmidt, beim NABU zuständig für die Hamburger Natur außerhalb der Schutzgebiete, wagen zum Abschluss des Buches den brisanten Entwurf einer zukünftigen Naturschutzpolitik in Hamburg, die tatsächlich hält, was das Wort verspricht. Unter anderem machen sie unmissverständlich klar, dass Hamburgs Natur zwar viel zu bieten hat, dies langfristig aber nur so bleiben dürfte, wenn die Politik wirksame Beschlüsse fasst – etwa zur Planung und Finanzierung der besonders wichtigen Pflege und Entwicklung der Naturschutzgebiete.
Buchinformation:
Natur- und Umweltschutz in der Metropolregion Hamburg:
Erwartungen, Ansprüche und Realität
(Abhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins in Hamburg)
(2016)
Verlag: Dölling u. Galitz
ISBN: 978-3-8621-8081-3, 168 Seiten