Der Einfluss von Glasaalbesatz auf den Europäischen Aalbestand in Küstengewässern von Mecklenburg-Vorpommern
Fotos: LFA MV, Wichmann
Seit vielen Jahren befindet sich der Europäische Aal im besorgniserregenden Zustand und gilt seit 2008 als „vom Aussterben bedrohte“ Tierart. Mit dem Ziel, den Bestand zu unterstützen, sind die Mitgliedstaaten der EU aufgefordert worden, spezifische Aalmanagementpläne auszuarbeiten. Eine Vielzahl dieser Managementpläne enthalten Aalbesatz in Binnengewässern, wo Aale einen Teil ihrer kontinentalen Lebensphase ganz oder zeitweise verbringen können. Dabei spielen die Küstengewässer für den Lebenszyklus des Aals ebenfalls eine wichtige Rolle, denn sie dienen als Ankunfts- und Abwanderungsorte sowie als Aufenthalts- und Fressgebiete. Manche Tiere wandern sogar nie die Flüsse hinauf.
Um abschätzen zu können, ob Küstenbesatz als Managementoption fungieren könnte, wurde vom Institut für Fischerei der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft & Fischerei Mecklenburg-Vorpommern (LFA MV) ein Besatzexperiment an der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns durchgeführt. Hierfür wurden zwischen 2014 und 2016 über 1 Million Glasaale besetzt. Um die Identifizierung der Besatztiere von natürlich eingewanderten Aalen zu ermöglichen, wurden die Glasaale mit dem chemischen Farbstoff Alizarin rot S vor dem Besatz markiert.
Seit 2017 werden für eine dreijährige Projektdauer Aalfänge entlang der Küste Mecklenburg-Vorpommerns durchgeführt und im Rahmen eines Kooperationsprojektes zwischen der LFA MV und der Abteilung Ichthyologie des Centrums für Naturkunde wissenschaftlich untersucht. Dabei wird der Schwerpunkt auf Struktur, Zustand, Verbreitung und Habitatpräferenzen mittels metrischer, morphologischer und genetischer Untersuchungen von besetzten und natürlich eingewanderten Aalen gelegt.
Anhand der Ergebnisse und den daraus gewonnenen Erkenntnissen können Fragen zur Bestandsbiologie des Aals und gleichzeitig praxisrelevante Fragestellungen zur Ausgestaltung von Managementmaßnahmen beantwortet werden.