Hausschlangen in Angola vielfältiger als gedachtCeNak-Herpetologe entdeckt drei neue Schlangenarten
5. August 2020
Foto: UHH, CeNak, Hallermann
Die neuen Schlangenpräparate werden in 70 prozentigem Alkohol dauerhaft aufbewahrt.
Die Hausschlange kommt in verschiedenen Variationen in ganz Afrika vor. Bislang wurde sie von Biologen in zwei Arten getrennt: Die Braune und die Schwarze Hausschlange. Spielt die Farbe aber wirklich bei der Bestimmung eine so übergeordnete Rolle? Dr. Jakob Hallermann, Kurator der Herpetologischen Sammlung am Centrum für Naturkunde (CeNak), hat sich zusammen mit sieben weiteren Forschenden genauer mit dem Boaedon fuliginosus Arten-Komplex beschäftigt, der in Angola vorkommt.
Die Hausschlange lebt weitverbreitet in Afrika und bekam ihren Namen, weil sie sich gerne in der Nähe von Menschen aufhält und gleichzeitig Schädlinge, wie Mäuse, von den Siedlungen fernhält. Bekannt ist sie Biologen vor allem als Boaedon fuliginosus, also Braune oder Schwarze Hausschlange. Jakob Hallermann, Herpetologe am CeNak, ist auf die Morphologie von Schlangen spezialisiert und fragte sich bereits vor zehn Jahren: „Spielt die Farbe der Schlange wirklich eine übergeordnete Rolle bei deren Artenbestimmung? Schließlich lassen sich die Reptilien ja auch nach weiteren äußeren Merkmalen, zum Beispiel deren Schuppengröße und Anzahl, unterscheiden.“ Selbst Schlangen derselben Art sehen nicht zwingend identisch aus und können leicht in ihrem Erscheinungsbild variieren – das erschwert die rein morphologische Untersuchung. Auch aus diesem Grund bekam er Unterstützung durch Kollegen aus der Molekularbiologie.
In den zehn Jahren, seit dem Start des Forschungsprojekts, konnte das Team um Jakob Hallermann insgesamt 50 gefangene Exemplare aus Afrika und rund 500 Museumspräparate untersuchen. Während der CeNak-Experte die morphologischen Untersuchungen vornahm, bekam er bei der Bestimmung der Gensequenzen Unterstützung. Insgesamt arbeiteten sieben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an dem Projekt, dessen Ergebnisse im „African Journal of Herpetology“ veröffentlicht wurde. Das Team konnte gleich drei neue Arten beschreiben und zwei Synonyme revidieren, die zuvor der Art Boaedon fuliginosus zugeordnet waren:
Jedes Jahr werden etwa 120 neue Reptilienarten und rund 140 Amphibienarten beschrieben. So gibt es auch für CeNak-Forschenden in der Natur noch viel Neues zu entdecken. Im nächsten Schritt sollen nun Arten in Äthiopien, Uganda und Kenia erforscht werden. Hier vermutet Jakob Hallermann wieder zwei bis drei neue Schlangenarten, die er nun zusammen mit Oliver Hawlitschek, Labormanager des CeNak-Molekularlabors, untersuchen wird.