Über die Macht des Stachels und die Strategien von Biene, Wespe & Co
20. August 2018
Foto: Droemer-Verlag
Insekten kennen wenig Erbarmen, wenn es darum geht, das Überleben der eigenen Art zu sichern. Der Stachel hat sich als großer Erfolgsfaktor erwiesen. Am 27. September stellt Michael Ohl, Insektenforscher am Museum für Naturkunde Berlin, im CeNak sein neues Buch „Stachel und Staat“ vor. Ein paar Fragen hat er uns schon beantwortet:
Herr Ohl - Biene und Wespe: da unterscheiden wir schnell zwischen Freund und Feind. Auch nicht richtig, oder?
Ja, gerne neigen wir Menschen dazu, pauschal die Bienen als putzige Nützlinge zu verehren und die Wespen als stechende Lästlinge zu verteufeln. Dabei vergessen wir schnell, dass auch Bienen unangenehm stechen können, und dass Wespen als Insektenvertilger auch eine unerlässliche und für uns überlebenswichtige Funktion in der Natur haben.
Wespen können ja regelrecht Panik erzeugen. Ist das denn sinnvoll für die Arterhaltung?
Panik ist eine besonders starke Form der Angst, in diesem Fall vor dem Schmerz eines Stiches. Wespen nutzen evolutiv betrachtet zwei Eigenschaften von Säugetieren und anderen Feinden aus: Die Schmerzempfindung als Signal für drohende Verletzung oder sogar Tod, und die Lernfähigkeit, eine einmal gemachte schmerzhafte Erfahrung nicht so schnell wieder zu vergessen. Die Angst, die Wespen bei uns auslösen, ist daher im Grunde nur Ausdruck dieses evolutiven Phänomens, Schmerz vermeiden zu wollen. Und das nützt der Wespe natürlich sehr, da wir dann auf Abstand zu ihnen bleiben.
Warum haben Bienen, Wespen und Ameisen eigentlich einen Stachel?
Bienen, Wespen und Ameisen haben in ihrer evolutiven Frühgeschichte den Stachel aus dem bei sonstigen Insektenweibchen üblichen Eilegeapparat entwickelt. Anfänglich diente der Stachel dazu, Beute für den eigenen Nachwuchs zu stechen und zu lähmen. Erst später wurde besonders im Zusammenhang mit der Evolution von sozialen Insektenstaaten der Stachel zunehmend eine effektive Verteidigungswaffe.
ZUR VERANSTALTUNG:
Lesung und Vortrag in der Reihe „Literatur trifft Natur“
„Stachel und Staat. Eine leidenschaftliche Naturgeschichte von Bienen, Wespen und Ameisen.“
Autor Michael Ohl im Gespräch mit CeNak-Direktor Matthias Glaubrecht.
Am Donnerstag, 27. September um 18.00 Uhr im Zoologisches Museum
Bundesstraße 52, 20146 Hamburg.
Die Veranstaltung ist kostenfrei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.